Jesus am Kreuz

Sich nicht erwischen lassen

„Kennst du das elfte Gebot? Es heißt: Du sollst dich nicht erwischen lassen…“ – diesen witzig gemeinten Spruch habe ich oft gehört in meinem Leben, denn ich wurde oft erwischt. Ich habe auch viel Mist gebaut, besonders in meiner Kindheit. Aber gefühlt würde ich sagen, ich wurde auch oft erwischt, wenn ich eigentlich gar nichts gemacht hatte. Wenn es in der Klasse unruhig war und gelacht wurde, dann sagte meine Klassenlehrerin oft, ohne sich umzudrehen: „Jürgen, lass das und sei ruhig!“

Es traf mich, auch wenn ich ausnahmsweise mal nicht am Tumult Schuld war. Aber oft genug war ich es. Und oft genug gab es heftige Konsequenzen, wenn ich wieder einmal etwas ausgefressen hatte und erwischt wurde. Meine Mutter war da alles andere als zimperlich. 

So wurde das „elfte Gebot“ schnell zu einer Art Lebensmotto für mich. Wie oft hatte ich versucht, mich zu bessern – und wie oft bin ich daran gescheitert. Ich war einfach das, was man damals einen Lausbuben nannte. Da war die Taktik, alles zu versuchen, sich nicht erwischen zu lassen, die beste. 

Verändern und heilen

Dumm nur, dass ich mich in guter Gesellschaft befinde, wenn ich das Gott gegenüber auch versuche, denn zum einen wäre Gott nicht Gott, wenn er nicht sowieso wüsste, was ich alles schon wieder ausgefressen habe, zum anderen nehme ich mir die Chance, mir vergeben zu lassen. 

Bei meiner oft gewalttätigen Mutter hatte ich guten Grund zu verheimlichen, wenn ich wieder einmal Mist gebaut hatte, denn ich musste drakonische Strafen fürchten. Gott möchte mich nicht bestrafen. Er will mir nicht nur vergeben, er möchte mich so verändern, mich innerlich so heilen, dass ich erst gar nicht den Drang mehr habe, Schuld auf mich zu laden.

Gott nimmt Schuld nicht auf die leichte Schulter. „Der Lohn, den die Sünde auszahlt, ist der Tod„, so heißt es in Römer 6, 23 (HfA). Wir leben oft so, als wäre Gott der gemütliche, alte Mann mit weißem Rauschebart, der gütig auf die Erde herabschaut und fast teilnahmslos zusieht, wie wir Menschen leben. Und wir haben gelernt, das Zerrbild, das wir von uns haben, als wahr anzusehen, nämlich, dass wir doch alle eigentlich „gute Menschen“ sind. 

Wir kennen unsere Schwachstellen

Beides ist falsch! Wir sind nicht gut. Ich selbst brauche – zum Beispiel – nur zu schauen, wie ich reagiere, wenn mir beim Autofahren jemand die Vorfahrt nimmt, dann vergesse ich leider ganz schnell meine guten Manieren. Und du wirst deine Schwachstellen ebenso kennen. Wir schaffen es nicht, die Normen zu halten, die wir als „gut“ betiteln würden. Niemand schafft das. 

Und auf der anderen Seite wäre Gott eher ein Kaspar als Gott, wenn er auf der einen Seite deutlich sagt, wie sehr er die Sünde ablehnt und auf der anderen Seite aber einfach akzeptieren würde, dass wir Menschen leben wie wir leben – getrieben von unserem Egoismus, voller falscher Kompromisse und mit Normen und Werten, die wir von Gott und anderen Menschen erwarten, selbst aber nicht leben.

Das mag hart klingen, ist aber so. 

Sünde der Welt

Als Jesus am Kreuz hing, war seine schlimmste Not nicht der Schmerz, den man ihm zufügte, nicht die Tatsache, dass er wusste, er würde sterben, nicht dass man ihn auch noch auslachte und verspottete. Es war die Tatsache der Trennung von Gott. Die „Sünde der Welt“ wurde auf ihn gelegt (Johannes 1, 29) – so galt für ihn, was für jeden auf Erden gilt – er war für diese Zeit getrennt von Gott. 

Voller Schmerz rief er am Kreuz deswegen aus: »Eli, Eli, lema sabachtani?« Das heißt: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Johannes 27, 46 HfA). Das Schlimmste, was einem Menschen passieren  kann, die schlimmste Strafe, die es gibt, ist die Trennung von Gott. Im Alltag können wir gerne daran vorbeischauen, denken vielleicht, wir bräuchten Gott nicht. 

Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es nichts Schlimmeres gibt als Gottesverlassenheit – die Zukunft jedes Einzelnen wird es deutlich zeigen. 

Zugang zur Versöhnung mit Gott

Gut, dass mit Ostern Gott diese Kluft überwunden hat. Durch den Tod von Jesus haben wir Zugang zur Versöhnung mit Gott – aber nicht, wenn wir versuchen das „elfte Gebot“ zu halten, sondern nur, wenn wir unseren Mann und unsere Frau stehen und zu Gott gehen und um Vergebung bitten.  

Jesu Tod am Kreuz zeigt, wie sehr Gott Sünde ablehnt. Er zeigt aber auch seine Liebe zu uns, denn Jesus nimmt diesen brutalen Tod und selbst die Trennung von seinem Vater auf sich, damit wir leben dürfen. Er schenkt uns, wenn wir ein Ja zu ihm finden, einen neuen Anfang, ein neues Leben – ganz ohne „elfte Gebote“ und ohne Strafen, denn Jesus hat für alles am Kreuz bezahlt. 

Hast du dieses Geschenk schon angenommen in deinem Leben? 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de