In der Hand liegt eine Plakette mit Auge und Yes

Ich schwöre Alter

Auch, wenn die Schule, an der ich arbeite, im beschaulichen Lichterfelde ist, so höre ich dennoch folgenden Satz mit großer Regelmäßigkeit: „Ich schwöre, Herr Ferrary!“ Wenn die Kids untereinander reden, dann lautet der Satz ein bisschen anders: „Ich schwöre, Alter!“ Wobei das „Alter“ schon ein wenig in die Jahre kommt, also Oldschool ist. Die Kids von heute sagen ganz modern und grammatikalisch korrekt: „Ich schwöre, Digga!“ Wenn ein Kind mir gegenübersteht und anfängt zu „schwören“, dann bin ich mir ziemlich sicher: Der oder die hat Dreck am Stecken.

Ansonsten würde das Kind nicht „schwören“. Man mag das engstirnig nennen oder intolerant, ich nenne es „Erfahrung“. Wenn jemand schwört, dann möchte er der Wahrheit seiner Worte Nachdruck verleihen, selbst, wenn er keine Wahrheit spricht. Das ist nicht erst so, seitdem das Schwören wieder in Mode gekommen ist. 

Ablehnung

Jesus lehnt in der Bergpredigt das Schwören jedoch massiv ab, obwohl es in alten Zeiten im Volk Israel schon geläufig war: „»Ihr wisst auch, dass unseren Vorfahren gesagt wurde: ›Du sollst keinen Eid brechen und alles halten, was du dem Herrn geschworen hast.‹ Doch ich sage euch: Schwört überhaupt nicht! Schwört weder beim Himmel – denn er ist Gottes Thron – noch bei der Erde – denn sie ist der Schemel, auf dem seine Füße ruhen – noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt Gottes, des großen Königs. Verbürge dich auch nicht mit deinem Kopf für etwas, denn du kannst ja nicht einmal ein einziges Haar darauf weiß oder schwarz werden lassen. Sag einfach ›Ja‹ oder ›Nein‹. Alle anderen Beteuerungen zeigen nur, dass du dich vom Bösen bestimmen lässt«“ (Matthäus 5, 33-37 HfA).

Bisher galt, was Gott seinem Volk verkündet hatte: „Wenn ihr bei meinem Namen schwört, sollt ihr ihn nicht durch einen Meineid entweihen. Ich bin der Herr, euer Gott“ (3 Mose 19,12 HfA).

Jetzt aber sagt Jesus, Christen sollen überhaupt nicht schwören. Warum? Weil wir Christen das nicht nötig haben sollten. Ein geflügeltes Wort sagt zwar, es würde nirgendwo so viel gelogen werden, wie in der Kirche und vor Gericht, aber wir sollten uns daran eben nicht beteiligen. 

Dabei geht es Jesus sicherlich um handfeste Lügen unter Eid, aber auch darum, dass Christen sich die Wahrheit nicht „schönreden“ oder „knapp an der Wahrheit vorbei“ sprechen sollen. Für Jesus ist eine Notlüge oder auch eine Halbwahrheit genauso schlimm, als wenn jemand jemandem dreist ins Gesicht lügt. 

Ja oder Nein

Deswegen ist sein Schluss:  „Sag einfach ›Ja‹ oder ›Nein‹„(Matthäus 5, 33-37 HfA). Und dann sollte man sich auf unser Ja und unser Nein verlassen können. Als ich damals bei den Pfadfindern war, gab es ein Pfadfinder-Gesetz, das lautete: „Auf das Wort eines Pfadfinders ist Verlass!“ 

Bis heute hat sich das in den Köpfen von Menschen festgesetzt, dass man Pfadfindern vertrauen kann (also zumindest der Theorie nach), deswegen bekräftigen manche bis heute ihre Worte mit „Großes Pfadfinder-Ehrenwort“.

Wie gut täte es uns, wenn man uns Christen so kennen würde, nämlich als Menschen, deren Wort gilt, die sich keine Hintertür und keinen Notausgang offen halten, wenn sie ihr Wort geben. Das fängt bei den kleinen Dingen an, dass ich halte, wenn ich etwas zusage und reicht bis zu den großen Dingen wie unserer Steuererklärung oder andere Stellen, an denen Menschen gerne „Halbwahrheiten“ sagen.

Auch, wenn ich kein Mensch bin, in dessen Leben das „Schwören“ eine Rolle spielt, so wird dennoch klar, dass Jesus die Latte sehr hoch hängt, was ethische und moralische Vorstellungen angeht. Deshalb sollte auf jedenfalls gelten: „Auf das Wort eines Christen ist Verlass!“

Und nicht nur oberflächlich („Na klar, ich bin einer der zuverlässigsten Christen, die ich kenne!“), sondern eben mit Tiefgang, authentisch und aus dem Herzen heraus. 

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann muss ich da zumindest noch an mir arbeiten und mich vor einem Wort ernsthaft fragen, ob ich es wirklich von Herzen gebe oder nicht. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber gut wäre es, wenn man sich auf uns verlassen könnte. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de