Image

Ich muss es zugeben: Manchmal schäme ich mich ganz schön für uns Christen – und ich sage ganz deutlich: Ich zähle mich absolut mit dazu! Wenn ich mich frage: Warum ist eigentlich unser Image in der Welt oft so schlecht?, dann brauche ich meist nur in den Spiegel zu schauen.

Buddhismus

Wenn ich mich mit Menschen über Religionen unterhalte, höre ich oft, der Buddhismus wäre friedfertig und irgendwie sympatisch. Buddhismus verbindet man mit Wellness, Gesundheit, Bio-Produkten, Entspannung, aber auch Toleranz und Offenheit – also vielem wirklich Gutem. Frage ich dann nach dem Christentum,  verdrehen dieselben Menschen dann die Augen.

Christen

Christen stehen oft für Langeweile, Gesetzlichkeit (hauptsächlich bei anderen) und Weltfremdheit. Christen, das sind Menschen, die andere verurteilen, obwohl sie nicht besser sind. Wenn ich mich als Christ und Pastor oute, dann höre ich immer dieselben Fragen: „Wie ist das mit der Sexualität? Und wie ist das mit der Evolution?“ Und gleich geht es weiter: „Du glaubst doch nicht an die Märchen in der Bibel, oder? Dass Maria eine Jungfrau war oder dass Petrus übers Wasser gelaufen sein soll. Das ist doch genauso abstrus, wie dass ein Frosch nach einem Kuss zum König wird…“

Ich bin dann schon fast dankbar, wenn das Bild über uns Christen mit ein wenig Wissen unterfüttert ist und nicht nur aus Vorurteilen besteht. Wenn ich dann mit Christen spreche, ernte ich aber auch nicht immer Beifall. Oft wird mir gesagt: „Wir Christen sind ja nicht besser, aber besser dran!“ Oder aber: „Also meine Wahrnehmung ist eine andere. So schlecht ist unser Image doch nicht ,…“

Glaubt man aktuellen Studien, dann ist es das leider doch. Wir sind irrelevant, altbacken und überflüssig und erheben dennoch den Anspruch mit dem lebendigen Gott zu leben, erheben den Anspruch, wir wären verwandelt worden vom Sünder (übrigens ein Begriff, der heute Menschen eher zum Lachen bringt, als dass sie damit etwas anfangen können) zum Königskind.

Königskinder?

Ich frage mich oft: Wenn wir Königskinder sind, warum bemerkt das dann keiner? Warum unterscheiden wir Christen uns in der Welt nicht von der Welt? Christen sind genauso eitel, genauso streitsüchtig, genauso egozentrisch wie andere Menschen. Halte das bitte mal aus, denn selten sehen uns die Menschen als die, in denen der Friedefürst lebt, die das Licht sind, die die Hoffnung der Welt gefunden haben, in denen die Kraft lebt, die Jesus von den Toten auferweckt hat. (Ich weiß, mir grummelt es auch bei diesen Worten im Bauch).

Menschen behandeln

Oft behandeln wir Christen unsere Mitmenschen genau so, wie wir sie vor unserer Bekehrung behandelt hätten. Und ich spreche nicht davon, dass wir gerne und von Herzen z. B. Geld spenden (an die Gemeinde, an Hilfsorganisationen etc.) – ich spreche vom ganz normalen Miteinander.

An andere denken

Paulus hat ein hohes moralisches Maß, wenn er schreibt: „Denkt bei dem, was ihr tut, nicht nur an euch. Denkt vor allem an die anderen und daran, was für sie gut ist.“ (1. Korinther 10, 24). Den ersten Satz unterschreibe ich gerne – beim zweiten Satz wird es schon schwieriger. Ich soll „vor allem“ an die anderen denken?!? Hart.

 

Das Ego hinten anstellen!

Ich glaube aber, wenn wir das täten, würde sich viel ändern in der Welt. Wenn wir es wirklich schaffen würden, unser Ego hinten anzustellen und zuerst an die Verkäuferin zu denken, die vor mir an der Kasse sitzt, den Kellner, der am Ende meinen Tisch sauber macht, die Lehrerin, die meine Kinder nach bestem Wissen und Gewissen unterrichtet, (…) und dann mehr Liebe und Barmherzigkeit walten lassen (mal freundlich „Guten Morgen“ und „Danke“ sagen, den Kram, den die Kinder unter den Tisch haben fallen lassen, aufheben, selber nicht nur das Negative am Unterricht sehen, sondern schauen, wie wir unterstützen können …, dann würden wir vielleicht wirklich „auffallen“ in der Gesellschaft.

Jesus ähnlicher werden

Ich möchte aber nicht nur „besser dran“ sein, ich möchte Jesus ähnlicher werden – und das muss doch dann irgendwie erkennbar sein. Ich bete darum, dass Gott mich friedfertiger, versöhnlicher, sozialer, offener, liebevoller macht – und dass es zu meinem Charakter dazu gehört, dass er, Jesus, sein Licht durch mich leuchten lassen darf. Und, wenn ich ehrlich bin, dann muss Gott hier ein weiteres Wunder tun, denn der Weg dahin ist weit.

Power

Aber wer die Power hat, jemanden über Wasser laufen zu lassen, der hat auch die Power mich zu verändern. Let’s got: Heute ist der nächste Tag, an dem ich es besser machen kann.

Seid gesegnet!

Weitere Gedanken sowie ein Song zum Tag – zum selbst Lesen oder weiterleiten – gibt es hier: https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de