Hirte hütet seine Schafe

Was ist der Schlüssel?

Ich glaube nicht, dass ich besonders gesegnet bin, noch, dass ich ein besonders guter Christ bin, der Gott überdurchschnittlich erlebt. Dennoch werde ich immer wieder gefragt: „Wie machst du das, dass du Gott so oft in deinem Leben erlebst, dass er zu dir spricht und dass er dir begegnet?“ Und immer wieder gebe ich dieselbe Antwort: „Ich höre, gehe und sehe!“

Es ist genau das, was Hirten vor über 2000 Jahren auch getan haben. Als sie müde nach getaner Arbeit auf dem Feld ausruhen, erscheint ihnen ein Bote Gottes, der ihnen die Geburt des Messias, des Sohnes Gottes ankündigt. Die Reaktion der Hirten ist ein Schlüssel dafür, wie Gott im Leben erlebbar wird. In Lukas 2, 15-16 (HfA) heißt es: „Nachdem die Engel in den Himmel zurückgekehrt waren, beschlossen die Hirten: »Kommt, wir gehen nach Bethlehem. Wir wollen sehen, was dort geschehen ist und was der Herr uns verkünden ließ.« Sie machten sich sofort auf den Weg und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Futterkrippe lag.“ 

Gottes Auftrag

Die Hirten hören, sie gehen – und zwar sofort. Es wird nicht gesagt, ob die Schafe den Hirten gehörten. Das wohl eher nicht, denn der Besitz eigener Schafe war für Hirten zu damaligen Zeiten eine Seltenheit. Was aber gesagt wird, ist, dass sie Gottes Auftrag höher achteten als alles andere. 

Und so ließen sie – gegen alle menschliche Vernunft – ihre Herden allein (zumindest für eine Weile) und machten sich auf den Weg nach Bethlehem. Die Hirten bekommen einen Auftrag von Gott, sie sind gehorsam und gehen „sofort“  – fast so, wie das berühmte Zitat es in einem anderen Zusammenhang meinte: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“ Und sie dürfen sehen – nicht nur ein Baby in einem dreckigen Stall. Sie sehen und erkennen: Das hier ist der Retter der Welt, der Christus, der Auserwählte. Gott wurde Mensch, damit wir ihm nahe sein können.

Ausreden

Kann es sein, dass wir Gott deshalb so wenig erleben, weil wir so viele Ausreden haben, warum wir gerade jetzt keine Zeit oder Kraft oder kein Geld haben, seinem Ruf zu folgen? Und ich rede vom Ruf Gottes, nicht von dem deiner Schwiegermutter, deines Pastors oder des Papstes.

Aufträge von Gott haben auch wir schon lange bekommen. Wir sollen Reich Gottes auf dieser Erde bauen. Wir sollen in die Welt gehen und die Menschen zu Jüngern machen. Wir sollen, nein wir dürfen unsere Begabungen einbringen, um Gott in dieser Welt groß zu machen. Wir sollen für die Armen und Ausgestoßenen einstehen und ihnen helfen. 

Gott bittet uns darum, von dem, was er uns schenkt, ein wenig zurückzuschenken. Er bittet uns, dass wir uns mit Zeit, Energie und ja, auch mit Geld einzubringen. Aber hören wir den Auftrag noch? Und wenn wir ihn hören, sind wir bereit, die Herde allein zu lassen und loszugehen? Und nur, um ein Missverständnis erst gar nicht aufkommen zu lassen: Gott geht es nicht darum, uns auszuquetschen wie eine Zitrone oder unsere Familie zu vernachlässigen oder unseren Job. Gott geht es darum, uns ein Leben in Fülle zu schenken. Und zu diesem Leben gehört es dazu (zumindest, wenn ich dieses Leben haben möchte), den Ruf Gottes zu erkennen und ihn dann auch zu tun!

Erleben

Wenn du Gott erleben möchtest, wenn du dich danach sehnst, dass er dir begegnet, dann lade ich dich ein, genau das auszuprobieren: Höre, gehe und sieh. Höre auf das, was Gott dir in dein Leben spricht, und dann setze es um – ohne Ausreden. Dann bin ich mir sicher, dass du sehen wirst. 

Ein befreundeter Pfarrer hat den Ruf bekommen, ein Kloster in der Prignitz wiederzubeleben. Er hat – und das imponiert mir unwahrscheinlich – seinen sicheren Job in einer großen, florierenden Gemeinde hinter sich gelassen und sich in das (zugegeben, etwas verrückte) Abenteuer gestürzt. Und wenn ich nur halb so Gott im Alltag erleben würde wie dieser Mann im Moment, dann würde ich es verstehen, dass mich Menschen darauf ansprechen. 

Lass uns Gott gemeinsam fragen, was aktuell sein Auftrag für uns ist! Und dann lass uns hören, gehen und sehen. Ganz wie die Hirten.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de