Pfadfinder

„Na, heute schon ’ne gute Tat getan?“ Diesen Spruch habe ich damals unzählige Male gehört, als ich noch Pfadfinder war. Pfadfinder und die „tägliche gute Tat“ sind nicht zu trennen. Pfadfinder leben nach Regeln, die alles andere als blöd sind. So gilt zum Beispiel ebenso, dass ein Lagerplatz ordentlicher verlassen werden soll, als man ihn vorgefunden hat, und dass man sich auf das Wort eines Pfadfinders verlassen können muss. 

Reifestufen

Diese Gesetze standen zwar auch auf dem Papier, es ging aber mehr um eine Herzens-Haltung. Deshalb gibt es in vielen Pfadfinderbünden auch sogenannte Reife-Stufen. Die hatten natürlich nichts mit militärischen Rängen zu tun, sondern zeigten äußerlich durch Halstuch, Aufnäher oder andere Zeichen, wie „reif“ jemand sei (auch, wenn man sich da natürlich mächtig irren konnte).
 

Pfadfinder in Kluft

Und das Image der Pfadfinder – so habe ich das zumindest erlebt, war ein gutes. Wenn wir dann in unserer Pfadfinder-Kluft herumwanderten (wir haben uns immer mächtig gewehrt, wenn irgendjemand Uniform dazu gesagt hat), dann begegneten uns die meisten Menschen sehr freundlich. Pfadfinder in Kluft, das bedeutete, dass man in uns Menschen mit guten Prinzipien und Lebensregeln sah.

No Camping

Das ging so weit, dass wir irgendwann in Frankreich durch ganz mieses Wetter in einem Wald steckengeblieben sind. An einem See fanden wir – trotz eindeutiger Schilder „No Camping“ Unterschlupf. Wir versuchten, unser Kochfeuer zu verstecken, dass man uns nicht entdecken würde. Am nächsten Morgen stand aber der Besitzer plötzlich auf der Matte. Als der aber sah, dass wir Pfadfinder waren, lachte er nur und sage, alles wäre in Ordnung. Wir sollten nur seinen Wald nicht anzünden.

Wenn man an Pfadfinder denkt, denkt man an Hilfsbereitschaft, eine gewisse Ordnung, Ehrlichkeit, und vieles mehr. 
 

Image der Christen

Manchmal wünsche ich mir, man würde auch mir als Christen solche Attribute zuschreiben. Ein Christ ist jemand, der durch Liebe geprägt ist, ebenso hilfsbereit, ehrlich, fröhlich, hoffnungsvoll, … Leider ist unser Image oft ein anderes. Jesus hat einmal vor vielen Zuhörern auf einem Berg gepredigt. Diese Bergpredigt ist weit über die Grenzen des Christentums bekannt.

Antithesen

In ihr finden sich sogenannte Antithesen. Jesus beginnt immer mit: „Ihr habt gehört, dass …“ und fährt dann fort mit: „Ich aber sage euch …“ Diese Antithesen sind ziemlich radikal. So sagt Jesus zum Beispiel:  „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist!“

Herzens-Haltung

Worum geht es? Geht es darum, dass Jesus die geltenden Gesetze verschärfen wollte? Feindes-Liebe ist doch kaum machbar.
 
Ich denke, es geht Jesus um eine Herzens-Haltung. Es geht ihm nicht um den Buchstaben („ihr habt gehört“), sondern um die Ausrichtung des Herzens auf ihn („ich aber sage euch“). Vielleicht brauchen wir Christen keine Reife-Stufen, die man auch äußere Zeichen erkennt (obwohl das auch manchmal nicht verkehrt wäre). Ich würde mir aber wünschen, dass ich in meinem Glauben so reife, dass ich es zulasse, dass Jesus mein Herz so verändert, dass ich als Christ ebenso ein gutes Image in der Welt habe, wie damals als Pfadfinder – dass, wenn man mich als Christ erkennt, meinem Gegenüber ebenso gute Werte in den Kopf schießen, wie: Christen sind hoffnungsvoll, ehrlich, voller Liebe, voller Geduld, voller Vertrauen.
 

Heute schon ’ne gute Tat getan?

Als Pfadfinder habe ich im Leben vieler einen Unterschied machen können – das will ich als Christ erst Recht. „Heute schon ’ne gute Tat getan?“ – „Heute schon die Feinde geliebt? Für den Nachbarn gebetet? Versöhnung gelebt? Gottes Liebe erlebt?“ Das wäre doch mal ‚was. Also auf in die nächste Reife-Stufe als Christ.
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de