Schon mal den Satz gehört: „wer keine Feinde hat, hat auch keine Freunde“? Da ist etwas dran. Denn wer couragiert und klar eine Meinung, ein Anliegen vertritt, stößt auf Widerspruch. Je klarer und mündiger die eigene Position, umso mehr beunruhigst du die, die anders oder gar entgegengesetzt denken und reden. Aber umso klarer du bist, umso mehr Menschen werden sich an deine Seite begeben. Wer heute eine klare, kompromisslose Friedensposition ohne Rabatt vertritt, findet Gleichgesinnte, ruft aber auch Leute auf den Plan, die dir irgendwelche Interventionskriege schmackhaft machen wollen. Die reden dann von Demokratisierung, Brunnenbau und Mädchenschulen. Sie meinen allerdings Erdöl- und Erdgasaneignung. Die Friedensbewegung ist geschäftszerstörend. Schließlich hängen Arbeitsplätze an der Rüstungsindustrie. Wir sind in der Hitparade weltweit Platz drei! Da kann man doch stolz sein – oder?

Jesus war für die Mächtigen wie ein Tritt in den Arsch. Ständig handelte er gegen die gesellschaftlichen Erwartungen. Er heilt Kranke zu einer Zeit, da es gesetzlich verboten ist. Stell dir vor, wir würden sonntags die Krankenhäuser schließen, weil das angeblich dem Gesetz Gottes widerspricht. Nichts, das lebensbejahend, lebensfördernd, heilend und aufbauend ist, ist zu irgendeiner Zeit verboten, denkt, sagt und lebt Jesus. Wer gegen das Leben handelt; und was anders ist die Verweigerung lebensrettender Hilfe, hat das Leben nicht auf seiner Seite. Jesus, das Leben selbst, blieb immer auf seiner Seite, der Seite des Lebens. Damit gewann er Freunde, machte sich aber umso heftigere Feinde; er gefährdete den politischen Einfluss und den Profit.

Was denkst du, wenn du dir die Welt und diese Gesellschaft anschaust? Siehst du da lebensrettende, lebensschützende oder eher lebensfeindliche, zerstörerische Kräfte am Werk? Und wo stehst du? Übrigens, es gibt hier keine Neutralität. Wer sich in die Passivrolle begibt, begibt sich in jedem Fall auf die falsche Seite.

Thomas Nachtigall, Berlin-Lankwitz für GottinBerlin.de