Stadt am Meer

Wie kann ich Gottes Stimme hören?

Seit einigen Tagen beschäftige ich mich mit der Frage: Wie kann ich Gottes Stimme hören? Und wie kann ich sie von anderen Stimmen unterscheiden? Durch hörendes Bibellesen?! Ich habe eine ganze Reihe Reaktionen auf meine Gedanken erhalten – aber, ich bin auch selbst an der Frage gewachsen. Ein Aspekt, über den ich regelrecht gestolpert bin, lässt mich nicht mehr los:

Es ist ein Gedanke des Philosophen und geistlichen Schriftsteller Dallas Willard, der sagt, dass nur wenige Menschen tatsächlich hören wollen, was Gott ihnen zu sagen hat. Das wird daran deutlich, dass wir nur selten auf seine Stimme hören, wenn wir nicht in Schwierigkeiten sind oder vor einer Entscheidung stehen, bei der wir nicht wissen, was wir tun sollen. (Williard, D., Die eine sanfte Stimme, S. 242 – 243).  

Ist das so? Und wenn ja, warum?

Ein Grund mag sein, dass wir oft das Gefühl haben, niemand solle uns in unser Leben hineinreden, uns gar Regeln geben oder Grenzen setzen. „Freiheit“ – ist ja gerade eines der großen Schlagworte, das viele Menschen in der aktuellen Corona-Krise bewegt. 

Wenn ich in Not bin, dann wünsche ich mir, dass Gott eingreift, dass er (möglichst in meinem Sinne) handelt. Aber Wegweisungen, Verbote oder Maßregelungen soll er sich dabei doch bitte sparen. Kaum einer würde das so zugeben, aber, wenn wir ehrlich sind, fühlen wir so oder ähnlich schon oft.

Ein weiterer Aspekt mögen unsere Erfahrungen sein – zum Beispiel beim Bibellesen. Mir wurde als junger Christ eingetrichtert, es komme nicht auf das Gefühl an, weil das ja trügerisch wäre, sondern auf den Buchstaben. Wenn also in der Bibel steht, ich solle nicht lügen, nicht stehlen, ein keusches Leben leben und mich immer an die Regeln halten, dann wäre das genug (etwas plakativ gesprochen).

Dem entgegen steht, wie Gott sich in der Bibel zeigt. Im Glaubensbekenntnis seines Volkes allein wird dies deutlich („Wer Ohren hat, der höre“, würde Jesus jetzt vielleicht sagen): „Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR ist einer. Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft“ (5. Mose 6, 4-5 LUT).

Zusammenhang – Hören und Lieben

Siehst du den Zusammenhang zwischen dem Hören und dem Lieben? Gerade beim Lesen der Bibel geht es um mehr, als um Wissensaneignung oder dem Lernen von Regeln. Hebräer 4, 12 (HfA) sagt: „Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines beidseitig geschliffenen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, bis in unsere Seele und unseren Geist, und trifft uns tief in Mark und Bein.“ 

Jetzt ist es gut, den Bogen wieder zu dem zu schlagen, was Dillard sagt. Denn dann tut sich die Frage auf: Will ich überhaupt, dass Gott zu mir spricht? Noch ein Wort eines Theologen, H.-R. Bachmann. Er schreibt: „Bibellesen ist im Kern Gespräch mit dem lebendigen Gott. In jedem Gespräch spielt das Zuhören eine ganz wesentliche Rolle (…) Bibellesen geht weiter als bis zur Wissensaneignung. Beim hörenden Bibellesen geschieht unbestechliche Beziehungsklärung“ (Bachmann, H.-R., in Kusch, A., Hörendes Beten und hörendes Bibellesen in Gemeinschaft, S. 8). 

Wenn ich möchte, dass Gott in mein Leben spricht, dann ist das Bibellesen ein richtiger und wichtiger Ort, wo das geschehen kann. Aber ich muss offen dafür sein. Was ich tun kann, ist, zu beten, bevor ich die Bibel aufschlage und dass ich den Geist Gottes einlade, der versprochen hat, mich in alle Wahrheit zu führen, mich zu lehren und zu mir zu sprechen. 

Manchmal lese ich einen Abschnitt und bete dann darüber, dass Gott durch ihn spricht, manchmal lese ich aber auch (nachdem ich gebetet habe) so lange, bis ein Satz, ein Vers, eine Passage der Schrift mein Innerstes (meine Seele, meinen Geist, mein Herz) trifft. 

Manchmal mache ich mir dann Notizen oder aber ich merke von allein, wie mich Bibelstellen in meinem Alltag begleiten. Und oft erlebe ich dann, wie Gott entweder gleich beim Bibellesen oder später in meinem Alltag seine Worte nutzt, um mit mir zu sprechen. Du magst mich für einen Spinner halten, aber dann gebe ich dir zurück: Versuche es doch selbst einmal, die Bibel hörend zu lesen. 

Und dann prüfe dein Herz, ob du wirklich willst, dass Gott zu dir spricht. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de