Menschen mit erhobenen Händen vor einer Bühne mit Kreuz

Was läuft schief auf dieser Welt?

Mit einer meiner sechsten Klassen spreche ich darüber, was alles in der Welt schiefläuft. An die Tafel habe ich einen großen Kreis als Symbol für die Erde gemalt und die Frage gestellt:

„Wenn ihr Gott wärt, was würdet ihr ändern, damit die Welt etwas besser wäre als vorher?“

Nachdem einige „lustige“ Vorschläge, wie „Schule abschaffen“ genannt werden, wird es irgendwann ernster. Es werden Themen genannt wie Kriege und Hunger, Umweltzerstörung und Gewalt, Mobbing und Scheidungen und vieles mehr. 

Erstaunlicherweise nennt niemand Krankheiten, Unfälle oder Naturkatastrophen. Mein nächster Schritt ist es, herauszufinden, was hinter den meisten Dingen steckt, die Leid und Trauer in der Welt verursachen. Auch, wenn das Wort nicht sofort im Kopf ist, aber den Kindern ist klar, dass es das Ego ist. Egoismus ist die Ursache für die meisten schlimmen Dinge, die auf der Welt, aber auch in ihrem Schulalltag passieren.

Wie könnte man die Welt verändern?

Ich frage: „Wie könnte man also die Welt verändern?“ Wieder folgen Vorschläge, die zum Teil aber schnell verworfen werden: Mehr Regeln, strengere Strafen. Irgendwann sagt jemand: „Wenn wir Menschen ein besseres Herz hätten und uns um die anderen kümmern würden, dann ginge es der Welt besser!“

Was für ein Ausspruch eines Kindes der sechsten Klasse. Ja, es geht um das Herz und nicht um Regeln oder Gesetze. Plötzlich meldet sich ein Junge, der sonst meist nicht durch produktive Beiträge auffällt. Ich überlegte deswegen, ob ich ihm überhaupt das Wort geben soll, tue es dann aber.

Seine Frage: „Herr Ferrary, sind Sie schon einmal fremd gegangen?“ Was für eine merkwürdige Frage für einen 11-Jährigen. „Nein, natürlich nicht!“, – antworte ich und frage mich ein wenig, ob „Fremdgehen“ in die Lebenswirklichkeit dieses Kindes gehört. „Warum?“, schallt es mir entgegen. „Weil ich meine Frau liebe!“, – antworte ich und ernte betretenes Schweigen.

Ein anderes Kind meldet sich: „Wenn uns die Kinder, die hungern, nicht so egal wären, dann gäbe es sie nicht!“ Und ein anderes Kind meint dann noch: „Und gemobbt werden ja auch nur die, die man nicht mag…“

Herzenseinstellung

Da sind wir wieder, bei der Herzens-Einstellung. Und schnell ist klar: Wenn ich liebe, dann brauche ich keine Regeln. Dann werde ich mich liebevoll verhalten, weil ich liebe und nichts tun, was dem anderen weh tut oder schadet.

Was in der Theorie so einfach klingt, ist im reellen Leben oft nicht leicht. Jesus predigt ähnliches: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch aufgetragen habe.“ Man kann den Satz auch umdrehen, dann klingt er weniger gesetzlich: Wenn ich ein Freund von Jesus bin, werde ich tun, was er mir aufgetragen hat.

Innere Bereitschaft

Meine innere Bereitschaft zu tun, was richtig ist, ist ein Gradmesser dafür, wie wichtig Jesus mir im Leben ist. Im Straßenverkehr halte ich mich (hoffentlich) an die Regeln, weil sie Gesetz sind und mich eine Strafe erwartet, wenn ich sie breche und erwischt werde. Eine derartige Einstellung im Glauben zeigt keine gute Beziehung zu Jesus.

Bei meiner Frau mache ich sicherlich auch nicht alles richtig, aber aus meiner Liebe zu ihr heraus, werde ich mich in einer bestimmten Art und Weise verhalten oder eben nicht verhalten. Da geht es weder um Gesetze noch um Angst vor Strafen, sondern um Beziehung.

Welche Rolle spielt Jesus in meinem Leben?

Halte ich also, was Jesus mir „aufgetragen“ hat? Interessiert es mich eigentlich überhaupt? Wenn nicht, sind wir wieder bei den hungernden Kindern in Afrika oder den Kindern, die gemobbt werden. Ich muss mich fragen, welche Rolle Jesus in meinem Leben spielt. Will ich nur immer haben, wenn ich brauche oder darf mich Jesus gebrauchen, wenn er mich haben will?

Schwierige Fragen – wie sieht dein Gradmesser der Beziehung zu Jesus aus?

Sei gesegnet!

P.S. Am Ende der Stunde gab es noch einen Kommentar, der es wirklich in sich hatte. Ein Schüler hatte neben sich auf eine Tafel geschrieben: „Good vibes only!“ (Nur gute Schwingungen), woraufhin ein arabisch-stämmiger Junge in die Klasse brüllte: „Ja, richtig! Nur gute Weiber…“ Da beginnt wohl so langsam die Pubertät ..

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de