Die einzelne Frucht schmecken

Im Sommer liebe ich es, einen schönen, frischen Obstsalat zu essen. Wenn er gut gemacht ist, dann sorgt er regelrecht für eine Geschmacks-Explosion im Mund. Die Geschmäcker der unterschiedlichen Obst-Sorten sind zum Teil einzeln herauszuschmecken, zum Teil ergeben sie aber auch einen Mix von Geschmäckern, der lecker ist, bei dem man die einzelne Frucht aber nur noch schwer herausschmecken kann. Schade nur, dass es recht viel Arbeit macht, einen wirklich guten, leckeren Obstsalat zu schnippeln. Obst ist gesund, Obst ist schmackhaft, Obst erfrischt.

Was bedeutet Frucht?

In der Bibel wird das Wort „Frucht“ mehr als 250 Mal erwähnt. Dabei geht natürlich um biologische Dinge, wie eben das Obst, aber auch um die Nachkommenschaft von Mensch und Tier. „Frucht“ wird aber auch metaphorisch benutzt. Es wird also aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen. 

So spricht die Bibel an verschiedenen Stellen davon, dass unser Leben Frucht bringen kann und soll, womit nicht die Nachkommen gemeint sind. So heißt es in Psalm 1: «Glücklich ist, wer nicht dem Rat gottloser Menschen folgt, wer nicht mit Sündern auf einer Seite steht, wer nicht mit solchen Leuten zusammensitzt, die über alles Heilige herziehen, sondern wer Freude hat am Gesetz des HERRN und darüber nachdenkt – Tag und Nacht. Er ist wie ein Baum, der nah am Wasser gepflanzt ist, der Frucht trägt Jahr für Jahr und dessen Blätter nie verwelken. Was er sich vornimmt, das gelingt» (Psalm 1,1-3).

Womit hat Frucht im Leben zu tun?

Frucht im Leben hat also etwas damit zu tun, wo ich meine Wurzeln habe und was ich in meinem Leben tue. Luther übersetzt den Vers Jeremia 21, 14: «Ich will euch heimsuchen, spricht der HERR, nach der Frucht eures Tuns» – was so viel bedeutet, wie: «Ihr erhaltet von mir den Lohn für eure Taten» (Übersetzung „Hoffnung für alle“).

Unser Leben soll fruchtbar sein

Im Neuen Testament spricht Jesus oft davon, dass unser Leben fruchtbar sein soll. Es geht ihm dabei nicht um vergängliche Früchte, also weder um die Nachkommen, noch um den Obstsalat. Wenn er uns (zu)sagt: «Ich habe euch dazu bestimmt, dass ihr euch auf den Weg macht und Frucht bringt – Frucht, die bleibt» (Johannes 15,16) – dann beinhaltet das drei Aspekte:

1. Wir sind berufen – Jesus hat uns dazu „bestimmt“, an seinem Reich mitzubauen. Das ist kein Zwang, sondern eine Ehre, denn nötig hätte er es sicherlich nicht, dass ich einfacher Mensch Teil seines göttlichen Plans bin. Er sagt aber: Du bist mir so wertvoll – und du bist anderen Menschen so wertvoll, dass du teilhaben darfst an meinem Bau.

2. Wenn ich Frucht bringen möchte, muss ich mich auf den Weg machen. Jeder, der einen Garten hat, weiß, was es für Arbeit macht, eh man Früchte ernten kann. Säen, wässern, von Unkraut befreit, beschneiden, düngen, wieder wässern, wieder von Unkraut befreien … – und dann erst, wenn alles reif ist, kann ich irgendwann ernten. Das ist ein Weg, den ich beschreiten muss.

3. Jesus geht es um Früchte, die bleiben. Was sind das für Früchte? Wenn ich in Menschen investiere, sie in Liebe annehme, ihnen zur Seite stehe, ihnen ein guter Freund bin, Freudensprünge ebenso mit ihnen mache, wie mit ihnen durch tiefe Täler gehe, sie aufbaue, wenn sie schwach sind, tröste, wenn sie traurig sind, wenn ich für sie da bin, für sie bete, ihnen helfe, ihr Potenzial im Leben zu entdecken – sprich, wenn ich jemand bin, der anderen dabei hilft, ein erfülltes Leben zu leben, dann säe ich Früchte, die bleiben.

Keine Garantie

Leider gibt es keine Garantie dafür, dass alles, was ich säe, auch angeht. Manches verdorrt trotz Pflege, manches wird von anderen zertrampelt oder von Tieren ausgerupft. Aber manches geht auch an. Wenn ich Zeit, Liebe und mehr in Menschen investiere und damit das Leben (und auch mein eigenes) reicher mache, dann bringt das Früchte hervor, die nicht verdorren.

Ermutigen

Oft reicht es, dass ich andere ermutige oder sie an die Hand nehme. Ein kleines Beispiel: Ich habe vor ein paar Tagen eine wirklich kreative Frau beerdigen müssen. Die Kapelle war so voll, wie es zur Zeit eben erlaubt ist. Draußen vor der Tür stand noch eine große Traube von Menschen, die meiner Predigt per Lautsprecher folgen konnten. An einer Stelle erwähnte ich, dass die Verstorbene eine besondere Charaktereigenschaft hatte: Das, was sie konnte, wo sie begabt war, hat sie voller Eifer und mit viel Liebe an andere weitergegeben. Und wenn dann der oder die andere auch ein kleines Kunstwerk zustande gebracht hat, hat sich die Frau gefreut, als wäre es ihr eigenes Werk gewesen.

Als ich diesen wirklich wunderschönen Charakterzug erwähnte, sah ich, wie ein Lächeln über unzählige Gesichter huschte und wie ein Großteil der Trauernden bestätigend nickten. Das sind Früchte, die bleiben.

Früchte säen

Ich kann weder gut malen, noch bin ich sonst sehr kreativ. Aber ich habe – wie jeder Mensch – gute Charaktereigenschaften und Begabungen, die ich in andere investieren kann. Jeder kann Früchte säen, die unvergänglich sind. Jeder kann in andere Menschen / Freundschaften investieren.

Wie oft bin ich bereit, Früchte zu säen?

Die Frage ist nur – wie so oft – bin ich bereit dazu? Nur wer sät und pflegt wird auch ernten. Und nur am Rande erwähnt: Ein Obstsalat aus Früchten des eigenen Gartens schmeckt doch (gefühlt) viel leckerer als einer aus gekauftem Obst.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de