Urteilsverkündung durch Hammerschlag

Höhere Instanz

„Es gibt eine Gerechtigkeit – und wenn nicht hier auf Erden, dann danach!“, pflegte ich oft zu sagen, wenn etwas Ungerechtes passiert ist. Ein Staatsmann, der viel Leid auf die Erde bringt, ein Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter schlecht behandelt, ein Familienvater, der die Familie tyrannisiert, ein Betrüger, der alte Menschen ausnimmt – wenn man solche Geschichten hört, dann kann man nur inständig hoffen, dass es eine höhere Instanz gibt, die irgendwann Recht spricht, die irgendwann den oder die Übeltäter zur Strecke bringt.

Das beruhigt die Seele ungemein. Jetzt noch hast du gewonnen, du böser Mensch, aber warte nur ab. Eines Tages wird die Gerechtigkeit dich treffen! So habe ich es auch lange versucht, meinen Kindern zu erklären. Es gibt eine übernatürliche Gerechtigkeit, die irgendwann jeden treffen wird – auch die bösen Menschen.

Gerechtigkeit

Und dann hat mich einmal eine alte Dame dermaßen aufs Glatteis geführt, dass ich sprachlos, verwirrt und sehr nachdenklich wurde. Sie kam auf mich zu und sprach mich an: „Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische. Glauben Sie wirklich an solch eine Gerechtigkeit?“ – „Ja, natürlich!“, antwortete ich. „Und Sie glauben, dass diese Gerechtigkeit, eines Tages die Bösen treffen und die Guten verschonen wird?“ – „Ja, so ungefähr!“ Ich fühlte mich gut, war aber mitten in einem Gespräch, das mich absolut verändern und prägen sollte:

„Dann lassen Sie mich Ihnen noch eine Frage stellen: Haben Sie schon einmal gelogen!“ „Ja“, musste ich gestehen. „Nun, wie nennt man jemanden, der lügt?“, fragte sie freundlich. „Einen Lügner“, antwortete ich. „Gut. Danke, dass Sie so ehrlich sind. Noch eine Frage: Haben Sie schon einmal etwas gestohlen?“ „Ja, als Kind.“ Langsam fühlte ich mich nicht mehr so richtig wohl. „Und wie würden Sie jemanden bezeichnen, der stiehlt?“ „Einen Dieb!“ Mein Unbehagen wuchs. „Ich danke Ihnen!“ Die Frau schien jetzt erst so richtig in Fahrt zu kommen.

„Eine letzte Frage“, meinte sie dann immer noch mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, „haben Sie schon einmal eine Frau lustvoll angesehen?“ Auch hier musste ich zugeben, dass ich das schon getan habe – hey, ich bin nun einmal ein Mann! 

Zum Punkt kommen

Jetzt kam die Frau zum Punkt: „Die Bibel sagt, schon wer eine Frau lüstern ansieht, hat mit ihr Ehebruch begangen. Sie haben sich also gerade selber als einen Lügner, Dieb und Ehebrecher bezeichnet – wünschen Sie sich wirklich, dass die Gerechtigkeit jeden irgendwann trifft?“

Gedankengebäude

Die alte Frau hatte mit wenigen Fragen mein ganzes Gedankengebäude zum Einsturz gebracht. Ich habe mich nur deswegen als „gut“ und andere als „böse“ angesehen, weil ich mich mit ihnen verglichen habe. Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, dann müsste sie mich also ebenso treffen wie die Menschen, bei denen ich wünsche, dass die Gerechtigkeit eines Tages zuschlägt.

Mit welchem Maßstab messe ich?

Und der Maßstab, was gerecht und ungerecht ist, ist nicht mein stinkiger Nachbar oder mein unfreundlicher Arbeitskollege, sondern Gottes Gesetz. Und diesen Maßstab hat Jesus einmal in folgende Worte zusammengefasst. »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst« (Markus 12, 30-31 NLB).

Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass es eine Gerechtigkeit gibt. „Jeder Mensch muss einmal sterben und kommt danach vor Gottes Gericht,“ so heißt es im Hebräerbrief (Hebräer 9, 27). Deswegen brauche ich ebenso, wie alle anderen Menschen, Vergebung, weil ich Gottes Maßstäbe nicht halten kann.

Wann empfange ich Vergebung?

Vergebung empfangen heißt, dass ich ans Kreuz gehe und alle Dinge, die in meinem Leben schiefgelaufen sind und schieflaufen, abgebe – und sie gegen Freiheit eintausche. Jesus hat für alles am Kreuz bezahlt. Wenn ich abgebe, was ich Schlechtes getan habe, dann bin ich kein Dieb, kein Lügner, kein Ehebrecher mehr, sondern wirklich frei.

Und diese Freiheit wünsche ich dir auch, denn es gibt eine Gerechtigkeit – und es gibt Liebe und Gnade Gottes.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de