Sonnenaufgang

Junger Musiker

Vor ein paar Tagen lernte ich einen jungen Musiker kennen. Er möchte gerne in unserem kleinen Vereinshaus proben, also traf ich mich mit ihm, zeigte ihm die bescheidenen Räumlichkeiten und versuchte, ihn über ein wenig „Small Talk“ etwas kennenzulernen. Als er in unserem Band-Raum die Bilder an der Wand sah, „outete“ er sich als Christ – er würde sogar im Lobpreis-Team der Gemeinde mitspielen. Aber sein Herz schlage ebenso für die Straßenmusik. Gestern dann habe ich ihn das erste Mal spielen gesehen. Und sein Programm hat mich ziemlich erstaunt.

Talent nutzen um Jesus zu bezeugen?

Er spielte zuerst ein paar mehr oder weniger bekannte Songs und dann dazwischen immer wieder Lieder, die von Jesus handelten. Wollte er sein Talent nutzen, um die Menschen, die ihm zuhörten,

„zu bekehren“? Ich sprach ihn darauf an. 

Seine Antwort: „Weißt du, ich kann gar nicht anders. Wenn ich auch nur ein bisschen Talent habe, dann weiß ich, dass das ein Geschenk von Gott ist. Und wenn mir Leute zuhören, dann ist das auch ein Geschenk von Gott. Ich weiß, ich muss üben und trainieren, und, wenn ich fleißig bin, dann werde ich auch besser. Aber letztendlich kommt alles von Gott – und deshalb muss ich ihn einfach immer wieder erwähnen und ehren. Ohne ihn bin ich nichts, aber mit ihm bin ich alles!“

Hatte das gerade dieser junge Mann gesagt? Wir sprechen hier über jemanden, der gerade eine Ausbildung macht und noch zu Hause wohnt. Diese Worte kommen nicht aus dem Mund eines Pastors oder eines erfahrenen, alten Mannes. 

Johann Sebastian Bach

Sie erinnern mich aber an einen alten Musiker, nämlich Johann Sebastian Bach. Man kann Fan seiner Musik sein oder auch nicht. Aber er war wirklich ein unwahrscheinlich begabter Musiker und Komponist. Immer, wenn Bach ein Stück fertig komponiert hatte, signierte er es mit drei Worten: „Soli Deo Gloria“ –  meist in der Abkürzung S.D.G. – allein Gott die Ehre.

Ich habe es immer wieder erlebt, dass Künstler, wenn sie Applaus bekommen, bescheiden in Richtung Himmel zeigen. Ein ehemaliger Kollege hat ein Tonstudio eröffnet, dass er „Soli Deo Gloria“ nennt. 

Ich kann niemandem ins Herz schauen und gebe offen zu, dass manchmal solch ein Bekenntnis ein klein wenig befremdlich auf mich wirkt. Auf der anderen Seite – und das überwiegt absolut – finde ich das Bewusstsein großartig, dass ich zwar für Erfolg kämpfen kann, fleißig sein kann, Schritte gehen kann und soll – letztendlich aber sowohl meine Begabung, als auch Segen nur von Gott kommt. 

Soli Deo Gloria

„Soli Deo Gloria“ – das lässt mich bescheiden bleiben, weil mein Blick nicht auf mich und mein Ego gerichtet ist, sondern auf den, dem ich alles zu verdanken habe. Paulus schreibt in einem seiner Briefe: „Denn alles kommt von ihm, alles lebt durch ihn, alles vollendet sich in ihm. Ihm gebühren Lob und Ehre in alle Ewigkeit! Amen“ (Römer 11, 36 HfA).

Letztendlich ist alles, was ich erleben darf, ein Geschenk – der schöne Sonnenaufgang heute Morgen, mein erster Atemzug – und mein letzter, all meine Begabungen und alle schönen Erlebnisse, dass ich gesund sein darf, eine wundervolle Familie habe und auch, dass du heute meine Gedanken liest. 

Deshalb kann ich mich nur Paulus, Bach und dem jungen Musiker anschließen: S.D.G.!

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de