Holzfigur Maria und Jeus

Ein bisschen Demut…

„Ein bisschen Demut täte uns allen jetzt aber wirklich gut!“ Die große Partei hat ein niederschmetterndes Wahlergebnis zu verzeichnen, der Fußballclub eine krachende Niederlage erlitten. Die weltbekannte Firma steht plötzlich vor dem Konkurs. Die Kirche, die so lange für Wahrheit und Vertrauen stand, wird von einem Skandal erschüttert. In solchen Situationen hört man oft diesen Spruch. 

Dann ist es ja auch offensichtlich, denn dann sieht alle Welt, wie sehr sich Manager, Trainer, und so weiter geirrt haben. Und wenn man erst einmal öffentlich bloßgestellt wurde, dann ist es der logisch daraus folgende Schritt, „demütig“ zu sein. 

Demut heißt dann in dem Fall, den Mund nicht ganz so voll zu nehmen, das Selbstbewusstsein zurückzuschrauben und das Büßergewand anzuziehen, bis wieder bessere Zeiten kommen. Somit ist Demut etwas, das man sich für schwere Zeiten aufheben muss. 

Demut ein Schlüssel

Demut wird in der Bibel jedoch ganz anders dargestellt. Demut ist ein Schlüssel dafür, dass ich Gott erlebe, dass Gott in mir und durch mich wirkt. Jesus selbst hat seinen Freunden einmal gesagt: „Wer aber so klein und demütig sein kann wie ein Kind, der ist der Größte in Gottes himmlischem Reich“ (Matthäus 18, 4 HfA). 

Ja, ein bisschen Demut täte uns allen wirklich gut. Ich habe mich manchmal gefragt, warum Gott gerade Maria als Mutter für Jesus ausgesucht hat. Sie war keine Königin, so wie sie heutzutage auf manchem Bild dargestellt wird. Sie war ein einfaches, junges Mädchen. 

Aber sie hatte ein demütiges Herz – denn das, was Gott ihr da mitgeteilt hatte, ging ja nun wirklich auf keine Kuhhaut. Als der Bote Gottes Maria verkündet, sie würde auf übernatürliche Weise schwanger werden, reagiert sie in einer Demut, die ihresgleichen sucht: „»Ich will mich dem Herrn ganz zur Verfügung stellen«, antwortete Maria. »Alles soll so geschehen, wie du es mir gesagt hast.«“ (Lukas 1, 38 HfA).

Wie oft beten wir: „Dein Wille geschehe …“ und meinen: „Bitte Gott, mach alles so, wie ich es gerne hätte!“

Selbstverständlich

Als unverheiratete Frau konnte es zu dieser Zeit den Ausschluss aus der Gemeinschaft bedeuten und harte Bestrafungen nach sich ziehen, wenn ein unverheiratetes Mädchen schwanger wurde. Und wie würde Joseph reagieren? Alles Gedanken, die meinen Kopf beschäftigt hätten. Maria aber nimmt die Worte, die sie von Gottes Botschafter empfängt, auf, als wäre diese Schwangerschaft etwas völlig Selbstverständliches. 

Wie reagieren wir eigentlich, wenn Gott uns fordert?  Bei uns geht es eher darum, sich zum Beispiel in der Gemeinde oder auch der Welt für ihn einzusetzen, Geld zu spenden oder für andere zu beten. Uns bittet Gott um ein wenig Zeit, darum, dass wir einander in Liebe (er)tragen und füreinander da sind – eine weit geringere Last, als die, die Maria zu tragen hatte. 

Und was tun wir? Wir schauen in unseren Terminkalender, ob wir einen kleinen Slot finden, den wir opfern können. Wir rechnen in unserer Logik nach, was es bedeuten würde, wenn wir diesen oder jenen Betrag spenden. Wir verstecken uns hinter Ausreden, andere könnten bestimmte Dinge doch viel besser, als wir oder wir erklären, wir müssten doch bitte erst den Ruf Gottes ganz, ganz deutlich hören. 

Ein bisschen Demut täte uns allen wirklich gut! 

Wenn wir bei so kleinen Dingen, wie Zeit, Begabungen oder Geld schon so viele Vorbehalte und Ausreden haben, was würde erst geschehen, wenn Gott auch von uns etwas wirklich „Verrücktes“ verlangen würde?

Und kann es sein, dass er es nicht tut, weil er weiß, dass wir eben nicht demütig, wie ein Kind, sind, sondern manchmal intellektuell wie ein störrischer Esel? Ja, das klingt hart – aber Hand aufs Herz: Wie hättest du reagiert, wenn der Engel dir eine so unglaubliche Nachricht gebracht hätte, wie er es bei Maria tat?

Mein Gebet ist es, dass wir wieder lernen, was es heißt, demütig wie ein Kind vor Gott zu sein – und dann mal schauen, was Gott noch alles mit mir vorhat. Betest du mit?

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de