Topngefäße

Gutes Sonntags-Geschirr

Wenn wir früher zu Oma und Opa gegangen sind, dann wurde dort immer das „gute Sonntags-Geschirr“ benutzt – extra für uns. Oma und Opa wollten uns zeigen, dass wir ihnen wertvoll sind, also wurden nicht die üblichen Teller und Tassen aus der Küche aufgedeckt, sondern die, die sonst neben dem Esstisch in der kleinen, hübschen Vitrine aufbewahrt wurden.

Wir selbst haben zu Hause kein „gutes Sonntags-Geschirr“ mehr. Die einzigen etwas teureren Stücke, die wir besitzen, sind zwei schöne Rotweingläser, die ich einst von meinem Onkel geerbt habe. Die benutzen wir nur, wenn wir einen ganz besonderen, teuren Rotwein trinken. Und das kommt sehr selten vor. Ansonsten stehen die Gläser weit hinten im Schrank, damit sie nicht aus Versehen herunterfallen und zerbrechen.

Zerbrechliche Gefäße

Paulus beschreibt in einem seiner Briefe eine genau umgedrehte Situation: „Denn so wie Gott einmal befahl: »Licht soll aus der Dunkelheit hervorbrechen!«, so hat sein Licht auch unsere Herzen erhellt. Jetzt erkennen wir klar, dass uns in Jesus Christus Gottes Herrlichkeit entgegenstrahlt. Diesen kostbaren Schatz tragen wir in uns, obwohl wir nur zerbrechliche Gefäße sind. So wird jeder erkennen, dass die außerordentliche Kraft, die in uns wirkt, von Gott kommt und nicht von uns selbst“ (2. Korinther 4, 6-7 HfA).

Paulus nennt uns Menschen „zerbrechliche Gefäße“. Das griechische Wort beschreibt einfache Tongefäße – und nicht das gute „Sonntags-Geschirr“. Und diese einfachen, zerbrechlichen Tongefäße, mit denen Paulus uns vergleicht, tragen den kostbarsten Schatz, den es gibt: Jesus, der Superheld!

In einem einfachen, zerbrechlichen Tongefäß würde ich vielleicht Wasser hineintun, aber nicht das kostbarste Parfum oder Öl, das ich besitze. Ich hätte viel zu große Angst, dass das Gefäß herunterfällt und der kostbare Inhalt verloren geht. Warum ist das so? Warum benutzt Paulus dieses Bild?

Superheld des Glaubens

Paulus zeigt auf, dass du kein Superheld des Glaubens sein musst, kein „Sonntags-Geschirr“, sondern ein ganz normaler Mensch, das ganz normale „Alltagsgeschirr“. Dann kann sein Licht am besten scheinen, dann kann seine Kraft wirken.

Wenn ich das so lese, dann denke ich: Moment mal. Gott hat uns doch eine Reihe von Gaben gegeben, mit denen wir sein Reich bauen. Wir sind doch wertvoll, vielleicht sogar wertvoller als andere. Weißt du was? Das sind wir nicht. Wenn wir uns mit anderen Christen vergleichen, dann mag es sein, dass wir gar nicht schlecht abschneiden. Wir sind vielleicht fleißig, bringen unsere Gaben wunderbar ein, wir opfern Zeit und Geld – ja, es mag ein Stück zurecht sein, dass wir uns als wunderbare, wertvolle Gefäße ansehen. Aber womit vergleichen wir uns? Mit anderen einfachen Tongefäßen. 

Wir sind und wir bleiben – wie alle Christen – zerbrechliches „Alltagsgeschirr“ – nur eben mit unterschiedlichen Formen und unterschiedlichem Dekor. Ich bin kein Superheld und das ist auch gut so! Denn wenn ich anfange, mich als ein zerbrechliches Gefäß zu sehen, dann kann ich die verschiedenen Zeiten meines Lebens viel besser überstehen, sowohl die guten als auch die schweren. 

Gott passt auf mich auf

Je zerbrechlicher etwas ist, desto mehr hüten wir es. Und das tut Gott auch mit uns. Wenn ich sehe, dass mein Leben fragil ist, wächst mein Vertrauen, dass Gott auf mich besonders aufpasst. Dass Paulus genau das sagen möchte, sieht man daran, wie er fortfährt: „Die Schwierigkeiten bedrängen uns von allen Seiten, und doch werden wir nicht von ihnen überwältigt. Wir sind oft ratlos, aber wir verzweifeln nicht.  Von Menschen werden wir verfolgt, aber bei Gott finden wir Zuflucht. Wir werden zu Boden geschlagen, aber wir kommen dabei nicht um“ (2 Korinther 4, 8-9 HfA).

Wir erleben Stress in unserem Leben, Ärger, Frust, Trauer und Leid. Sie gehören zu unserem Leben dazu, wie zum Leben jedes Menschen. Paulus sagt nun: Kämpfe nicht alleine dagegen an, denn das bedeutet neuen Stress. Vielmehr siehe dich als zerbrechliches Gefäß an, in der „die außerordentliche Kraft“ wirkt, die von Gott kommt. Wo wirkt sie? In uns, weil der größte Schatz, Jesus, in uns lebt.

Es ist gut, ein zerbrechliches Tongefäß zu sein und sich als solches auch realistisch zu sehen. Es ist gut, nicht der Superheld des Glaubens sein zu wollen. Je mehr wir das einsehen und danach leben, desto mehr kann Gottes Licht in uns scheinen und seine Kraft in uns und durch uns wirken. Und wir können gewiss sein, dass Gott – eben weil wir zerbrechlich sind – gut auf uns aufpasst. Das können wir selber nicht.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de