Ein Weg führt den Park entlang

10 Gebote

In der Mensa meiner Schule arbeiten großartige Mitarbeiter, alles Menschen mit psychischen oder mentalen Einschränkungen und einem großen Herzen. Ich habe diese Leute wirklich lieb gewonnen und bin anscheinend für einige von ihnen der erste Christ, mit dem sie sich ab und zu unterhalten können. Gestern sah ich, wie zwei Männer hinter der Ausgabe tuschelten.

Der eine flüsterte dem anderen zu: „Nun trau dich doch, frag ihn einfach!“ Ich schaute interessiert und lächelnd zu den beiden. Dann fasste sich einer ein Herz: „Sag mal, kennst du die 10 Gebote?“ „Ja, klar“, antwortete ich freundlich. Der Mann drehte sich zu seinem Kollegen: „Siehst du! Es gibt sie nämlich doch die 10 Gebote!“ Jetzt traute der sich: „Kannst du die mir mal aufsagen?“

Natürlich konnte ich und zählte sie in „unserer Sprache“ den beiden Männern auf. Ich schaute in interessierte Gesichter mit offenen Mündern. „Danke!“, sagten die beiden, als ob ich sie gerade beschenkt hätte. Stellt sich nur noch die Frage: Wofür brauchen wir die 10 Gebote eigentlich – und was ist, wenn wir sie nicht halten?

Manche würden antworten: „Die 10 Gebote sind der Maßstab unseres Lebens! Wir müssen sie unbedingt befolgen!“ Andere würden sagen: „Die 10 Gebote wurden dem Volk Israel gegeben und gelten für uns nicht, weil wir durch Jesus frei geworden sind vom Gesetz!“

Und ich würde dazwischen stehen und sehen, dass beide irgendwie recht haben und beide irgendwie nicht! Denn das Problem liegt an einer anderen Stelle. Das Problem ist nicht, ob uns aus Versehen mal ein „Oh, mein Gott…“ aus dem Mund fährt und wir somit dagegen verstoßen, dass wir den Namen des Herrn nicht missbrauchen sollen.

Das Problem ist eher, dass wir in unserem Leben selbst sehr oft Gott sein wollen. Wir wenden uns deswegen von Gott ab und tun, was wir für richtig halten. Und das geht selten gut, denn, wenn ich mein eigener Gott bin, dann stelle ich auch meine ethischen und moralischen Standards auf. Und die sind nicht immer so, dass sie gut für andere sind, weil ich natürlich mich an die erste Stelle stelle.

Oder anders formuliert: Im Menschen schlummert ein Tier, das es gilt, zu bändigen. Ein Tier, das sich gegen Gott und gegen andere Menschen auflehnt, wenn es sich davon einen Vorteil für den Menschen erhofft. Wenn es mir hilft, warum soll ich dann nicht lügen? Wenn es mir hilft, warum soll ich dann nicht betrügen? Warum soll ich nicht … 

Verheerende Folgen

Die Folgen davon sind verheerend. Solange es Menschen gibt, gibt es Hass und Gewalt, Neid und Eifersucht, Ablehnung und Unterdrückung.

Und deswegen hat Gott Regeln und Gebote aufgestellt – weil er darunter leidet, dass es Menschen schlechtgeht, weil sie schlecht behandelt werden. Weil Gott es schmerzt, wenn Misstrauen und Hass regiert, Ablehnung und Gewalt. Das Problem ist nicht der Buchstabe. Das Problem ist unser Herz, das uns selbst in den Mittelpunkt stellt, das auf den eigenen Vorteil bedacht ist, ein Herz, das rebellisch ist, egoistisch und egozentrisch.

Dieses Herz, diese Auflehnung, dieser Ungehorsam waren es, was die ersten Menschen dazu gebracht hat, Gott den Rücken zuzudrehen. Und die Konsequenzen waren alles andere als schön, denn sie wurden aus dem geworfen, was wir gerne Paradies nennen: „So kam es also, dass die Menschen aus dem Garten vertrieben wurden“ heißt es in 1. Mose 3, 24 (HfA).

Konsequenzen

Unser Problem ist, dass wir Menschen den Hang dazu haben, Gott den Rücken zuzudrehen – aber wir müssen die Konsequenzen dafür tragen, denn wenn wir uns von Gott abwenden, dann lässt er uns ziehen. Es schmerzt ihn unendlich, aber er zwingt uns nicht zu bleiben. Er hat Regeln aufgestellt, die uns helfen, dass wir gut miteinander leben können, aber er sagt: „Wenn ihr sie nicht haltet, dann müsst ihr selbst die Konsequenzen tragen!“

Wenn ich das so betrachte, dann ist es auch einleuchtend, dass Gott keinen Unterschied zwischen den Sünden macht. Sünde heißt in erster Linie Auflehnung gegen ihn, heißt, Gott den Rücken zudrehen. Und der Effekt ist eben derselbe, ob ich das tue, indem ich Lüge oder indem ich jemanden töte. Wir Menschen machen natürlich hier Unterschiede, aber geistlich gesehen hat es denselben Effekt.

Sünde heißt, Gott verlassen. Buße bedeutet, zu Gott zurückzukehren, denn das ist seit Jesus das große Vorrecht, dass wir nicht in die Irre laufen müssen, sondern zu Gott zurückkehren.

Denke heute einmal darüber nach, wo du ein rebellisches Herz hast? Wo drehst du in deinem Leben Gott den Rücken zu? Wo willst du dein eigener Herr sein? Und wo merkst du, dass das alles andere als gut ist? Schau auf dich, auf dein Leben, auf dein Herz und dann ziehe die richtigen Konsequenzen daraus.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de