Jeder Weg hat mal ein Ende. Aber ist das Ende des Weges das Ende? Dem Augenschein nach ja. Da hängt er; angenagelt an ein Stück Holz. Eine gequälte, geschundene Persönlichkeit. Der Anblick von Jesus muss abstoßend gewirkt haben. So hängt er da, von seinen Feinden als der größte Verlierer „gefeiert“; eine Losergestalt.

Du hingst zwar nie am Kreuz und das möge auch nie wieder einem Menschen widerfahren. Aber hast du dich schon einmal so fühlen müssen? Beleidigt, abgelehnt, verstoßen. Dann weißt du so ein klein wenig, wie Jesus, christlich formuliert: Gott, sich gefühlt hat.

Alles ist augenscheinlich gescheitert, alles verloren. Selbstgerechtigkeit, Sadismus und Hass haben triumphiert. Pilatus, der Mächtige aus Rom und Herodes, der selbstherrliche König von Israel, zwei Erzfeinde, werden, so wird überliefert, an diesem Tag „Freunde“. Aus Feindschaft gegen den Sohn Gottes werden zwei Bösewichter, die sich gegenseitig am liebsten abschlachten würden, zu Verbündeten. Denn der, den sie bekämpfen ist das Gegenteil von ihnen. Und wenn er mächtig wird, ist ihre Zeit vorbei. Deshalb machen sie Jesus zusammen ohnmächtig, schaffen ihn aus der Welt.

So lief es damals und so läuft es heute. Wer den weltlich Mächtigen gefährlich werden kann, wird weggeräumt. Die Menschheitsgeschichte hat mehr als ausreichend Blutzeugen vorzuweisen. Doch manchmal werden Tote mächtiger als zu Lebzeiten. Und was erst, wenn der Weggeräumte nicht tot bleibt? Was, wenn er stärker ist als der Tod? Diese Furcht wird die damals Mächtigen bald befallen und sollte es bis heute tun.

Thomas Nachtigall, Berlin Lankwitz für GottinBerlin