Auf einer Mauer steht der Schriftzug Forgive

Vergebung

Als die Freunde von Jesus ihn bitten, ihnen beizubringen, wie man „richtig“ betet, lehrt er sie das Gebet, das wir als Vaterunser kennen. Direkt im Anschluss aber – wie aus heiterem Himmel – warnt Jesus seine Zuhörer davor, dass diejenigen, die sich weigern, anderen zu vergeben, selbst keine Vergebung von Gott erwarten könnten. Was für eine Ansage. 

Ich stelle mir vor, ich würde zu Jesus gehen und ihn bitten, dass er mir beibringt, wie man richtig und aufrichtig betet. Jesus tut dies gerne. Aber kaum hat er so eine Art Mustergebet gesprochen – Forscher gehen davon aus, dass dies wirklich Worte von Jesus sind – lächelt er mich und die anderen Zuhörer an und sagt: 

„Ach, und übrigens, wo wir gerade dabei sind: »Wenn ihr denen vergebt, die euch Böses angetan haben, wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben. Wenn ihr euch aber weigert, anderen zu vergeben, wird euer Vater euch auch nicht vergeben«“ (Matthäus 6, 14-15 NLB). 

Einstellung

Jesus sagt übrigens nicht, wir würden in Ungnade bei Gott fallen und nicht in den Himmel kommen. Er sagt aber ganz klar, dass die Frage, ob wir bereit sind, anderen, die uns Unrecht getan haben, zu vergeben, unsere Beziehung zu Gott beeinflusst. 

Warum? Weil die innere Einstellung, anderen nicht zu vergeben, dazu führt, dass ich selbst Vergebung nicht erfahre und damit die so wichtige Haltung, immer wieder von falschen Wegen umzukehren, mir vergeben zu lassen und neu anzufangen, zwangsläufig aufgebe. 

Dass Menschen nicht vergeben wollen oder können, hat vielschichtige Gründe: Die Verletzungen können sehr tief sein oder aber man hat schlichtweg keine Lust, denen gegenüber barmherzig zu sein, die einem weh getan haben. Man hat den Kontakt schon vor langer Zeit abgebrochen oder man merkt, wie die Wut in einem aufsteigt, wenn man den anderen auch nur sieht.

Das alles ändert aber nichts daran, dass es bei der Vergebung um eine Grundhaltung geht – und um eine Haltung des Gehorsams Gott gegenüber. Vergebung ist erst einmal mehr ein Willensakt, als ein Herzens-Akt.

Wut und Verletzungen

Es ist wichtig, dass wir Verantwortung übernehmen und darauf schauen, wie barmherzig Gott uns gegenüber ist. Wie kann ich dann nicht barmherzig anderen gegenüber sein – zumindest als Grundhaltung?  Es ist völlig klar, dass das alles andere als leicht ist – leicht ist es aber auch nicht, ständig einen ganzen schweren Rucksack voller Wut und Verletzungen mit sich herumzutragen.

Vergebung bedeutet, dass ich Dinge erst einmal vor Gott bringe, dass ich meinen Groll, meine Wut, meine Verletzungen am Kreuz bewusst ablege und sie gegen inneren Frieden und Liebe tausche. Das Gefühl kommt da nicht immer gleich hinterher. Aber ich werde mehr und mehr merken, dass es stimmt, was Jesus versprochen hat: „Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei“ (Johannes 8, 36 LUT).

Freiheit

Ob Gott dann noch eine Tür öffnet, dass wir Vergebung Menschen direkt auch zusprechen können oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Aber, wenn wir frei von den negativen Gefühlen sind, fällt es uns viel leichter, den Menschen gegenüberzutreten, die uns Unrecht angetan haben.

Du musst nicht mit dieser schweren Last der Unvergebenheit durchs Leben gehen. Entscheide dich dafür, ein Mensch zu werden, der frei werden möchte. Manch ein Gebet wird dir leicht über die Lippen kommen, manch schlimmes Erlebnis wirst du in kleinen Portionen oder wiederholt vor Gott bringen müssen. Aber du wirst eines merken:

Gott ist Vergebung wichtig, denn Gott möchte uns freimachen. Gott möchte, dass wir leicht und fröhlich durchs Leben gehen und nicht verletzt, voller Wut und schwer beladen. Entscheide dich heute dazu und schiebe es nicht auf die lange Bank. Sprich jetzt im Anschluss das erste Gebet und vergib jemanden, der dir Unrecht getan hat. 

Das ist der erste Schritt zur Freiheit.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de