Tipps einer geplagten Mutter

Fühlt ihr euch auch so plattgemacht von euren lieben Kleinen? Fehlt es euch an Geduld oder Ausdauer? Seid ihr nur noch genervt? Dann lest einfach die nachfolgenden Tipps einer ehemals geplagten Mutter von 6 Jungs.

Macht es euch einfach

Keine Edelklamotten, Vasen, Teppiche, Tischdecken, Sofas, auf die kein Fleck darf. Statt dessen second hand Möbel, die ohne Schmerz ankratzbar sind und Sofas, auf denen sie hopsen dürfen. Wachstuch oder nur lackiertes Holz statt Tischdecke zum Runterziehen.

Ein fegbarer Boden ist am besten. Wer es kuscheliger mag: Durchgehenden melierten Bodenbelag zu Saugen. Alles, was edel ist, kommt auf den Dachboden für ruhigere Zeiten (echt: die kommen!)
Eure Edelstücke sind jetzt eure Kids. Für eine kurze Zeit.

Spielzeug

In unseren Breitengraden ist immer zu viel davon da. Bringt euren Kids bei, davon abzugeben an andere. Ansonsten: Große Überraschungskiste auf dem Dachboden. Gerade nicht bespielte Sachen verschwinden darin und tauchen nach einem halben Jahr wieder auf, trara! Dafür verschwinden andere…

Kinderklamotten

Umtausch, Rundlauf ist angesagt. Bloß nichts horten. Beim nächsten Kind wollen euch bestimmt Oma, Opa, Tante, Freunde wieder was schenken. Also lasst das Zeug los und freut euch an neu geschenkten Sachen. Tut euch selbst auch gut, anderen etwas weitergeben zu können. Natürlich bis auf die ersten Schühchen…

Pädagogische Bemühungen aller Art

Werden von Kindern als solche sofort erkannt und entschieden abgewehrt. Sie haben einen „Riecher“ dafür, was du echt meinst und was du denkst, wie sie sich verhalten sollten.

Überlebenswichtig?

Du sparst dir extrem viel Stress, wenn du dich einmal in Ruhe hinsetzt und überlegst, was du wirklich überlebenswichtig findest.

(Marke: Keine Finger in die Steckdose, nicht vors fahrende Auto springen, nicht mit netten fremden Leuten mitgehen…) bei diesen Sachen hast du den nötigen Nachdruck von selbst. Die anderen Sachen, Tischmanieren, sozialer Umgang: Sehr wenige klare Regeln, und dies konsequent durchgezogen.

Mache es konsequent, auch selbst, und erkläre ihnen mal den Sinn; sie werden eh machen, was du tust, nicht was du redest. Reden ohne vorzumachen kannst du echt vergessen!

Aber wovon du wirklich überzeugt bist, das kommt rüber (leider merkt man das erst 20 Jahre später, wenn die Kleinen ihre eigenen Kids erziehen), also nicht den Mut verlieren!

Erziehen

Was ist dir wichtig? Was willst du unbedingt rüberbringen? Dafür setz dich ein, dafür mach dir Pläne, dafür setz auch Geld ein. Du machst die Vorgaben, nicht die Kinder. Kinder brauchen Anleitung, Regeln, Grenzen.

Wenig Regeln, aber die konsequent und immer. Klare Anweisungen, nicht widersprüchlich oder je nach Laune von Mama und Papa. Bei fehlender Anleitung fühlen sie sich wie im Nebel, unsicher,
und fordern dich immer mehr heraus, um sichere Grenzen zu bekommen.
Du tust dir selbst und auch ihnen einen riesigen Gefallen, wenn du dir Grenzen überlegst und diese rechtzeitig setzt, solange du noch ruhig sein kannst.

Streit

“Der…die…hat angefangen.“ – Klärung ist ideal, aber nur selten möglich. Die Heuler erst mal trennen und zur Ruhe kommen lassen. Neues Spielangebot gemeinsam machen. Fast immer ist dann schon alles vergessen. Wer die Gründe für den Streit dann noch erforschen will…bitte. Ich hatte selten den Nerv dazu.

Kind nervt ohne Ende

Bloß nicht abwehren und selber genervt sein! (Was der Normalfall ist)

Möglichkeit 1:

ein lebhaftes Kind muss sich körperlich austoben.
  (echtes körperliches Bedürfnis!)
– Mit kleinen Kindern auf den Spielplatz gehen
– Etwas größere Kinder in den Sportverein
  (wirkt Wunder bei lebhaften Kindern! – Aber den Sportlehrer anschauen, ob da nur
  Leistungsdruck herüberkommt oder einfach Freude am Sport)
– Tobe-Raum im Keller einrichten
– Ältere Kinder zum Laufen um den Block schicken, spätestens nach der dritten Runde
   kehrt Friede ein.

Möglichkeit 2:

Kind langweilt sich und will beachtet werden (mit Sicherheit dann, wenn Mama telefoniert)
Am Besten nicht abwehren. Das bringt nur mehr Generve und gegenseitiges Hochschaukeln.
Sich mit dem Kind beschäftigen. Und wenn es wieder gut drauf ist, klare Verhandlungsbasis: Jetzt ruf ich…an. Und du machst das…Danach machen wir das…zusammen (und das auch tun!)

Autoquengeln

Zusammen singen. Hörspiel hören. (Ja, ich weiß – zum 104. Mal, aber besser als Quengeln!) “Ich sehe was, was du nicht siehst“ überbrückt auch 100 Km. Am besten: nicht zu lange Fahrten. Außer, wenn ihr Kinder habt, die nicht im Auto quengeln…

Grundprinzip beim Quengeln:

Ablenken statt abwehren. Sich kümmern statt sauer sein.

Wollt ihr in Ruhe mit eurer Freundin quatschen? Seid voll abgenervt, weil die Kids dauernd ins Wohnzimmer kommen? – Setzt euch mitten ins Kinderzimmer, die Kleinen werden entspannt um euch herum spielen. Denkt ihr, ich spinne? Nee, alles ausprobiert. Ich saß sogar im „Ställchen“, aber keinem verraten…)

Versprechen

Versprechen unbedingt halten, auch wenn es schwierig wird oder man müde ist. Das Kind braucht die Sicherheit, dass eure Zusagen zuverlässig sind.
Und wenn es mal gar nicht geht: es dem Kind erklären; es kann verstehen, dass Eltern auch nur Menschen sind und manches anders läuft, als man es sich vorgestellt hat. Aber das sollte die Ausnahme sein!

Echter Kummer

Dieser muss sofort beachtet werden, alles andere liegen lassen! Keine Zeitverschiebung! Bei vertrösten auf später hat die Schnecke sich schon wieder in ihr Haus zurückgezogen, weil sie sich nicht ernst genommen gefühlt hat.

Echter Kummer bei Jugendlichen findet meist um Mitternacht, nach 16-Stunden-Tag der Eltern und auf der Treppe oder im Flur, statt. – Da muss man durch, ist echt sehr wichtig – egal wie müde man ist.

Notfälle

Diese werden von Kindern sofort begriffen. Normalerweise kooperieren sie total dabei. Training vorher ist angesagt: „Was machst du, wenn…“ Aber keine Angst machen, nur sachlich üben.

Diskussion?

Kleinkinder sind damit überfordert. Sie können besser mit einfachen, klaren Regeln umgehen. Je älter die Kids, um so mehr Diskussion. Aber nicht nur die Kids sind Menschen mit Bedürfnissen, die berücksichtigt werden wollen. Auch die Eltern. Und die Eltern müssen die Ansage in der Hand behalten. Damit sie ihren Kids Sicherheit geben können.

Die Hauptsache

Habt eure Kinder lieb. Stellt sie von Anfang an unter Gottes Schutz und Segen. Schenkt ihnen die innere Sicherheit, an einen gütigen, liebevollen Gott zu glauben, der sich um sie kümmert und einen guten Plan hat für ihr Leben. Und seid davon überzeugt, dass aus ihnen richtig tolle Leute werden! Dann werden sie es auch!

Riesenaufgabe

Fühlst du dich völlig unzulänglich für diese Riesenaufgabe? Das ging mir auch so. Aber irgendwann habe ich kapiert, dass die Kids keine bessere Mutter kriegen als mich. Und dass ich einfach nur das Beste gebe, was ich gerade kann. Ich meine: inclusive Müdigkeit, sauer sein, selbst Probleme haben…

Und das muss reichen. Jetzt, 20 Jahre später, merke ich: Es hat gereicht!

Dagmar Kugler für GottinBerlin.de