Friedhof und Grabstellen

Beerdigung

Er war in „der Partei“ sagen seine Angehörigen. Als ich frage, um welche Partei es sich handelte, werde ich empört angeschaut: „Na, in der Linken natürlich!“, höre ich. Mein Mann war 50 Jahre lang bei der IG Metall aktiv, auch schon in der DDR. Er war überzeugter Sozialist. Nun bereite ich seine Beerdigung. Die Familie ist freundlich und bringt mir Vertrauen entgegen, obwohl sie mir klar signalisieren, dass ich als Christ und Pastor in einer anderen Welt für sie lebe. Sie erzählen mir von den Höhen und Tiefen, die der Verstorbene in seinem Leben durchmachen musste. 

Als ich die Geschichte höre, kommt mir der Begriff „Wende-Verlierer“ in den Kopf. Aber so sah er sich nicht. Er war mit dem Fall der Mauer arbeitslos geworden und geblieben, aber so konnte er sich mehr engagieren, sozial und eben auch politisch. Und er kämpfte weiter für den Sozialismus. 

Das imponierte mir. Dieser Mann baute sich trotz aller Rückschläge ein Stück sein neues Leben auf und war – so sagen es seine Angehörigen – glücklich. 

Abschied nehmen

Jetzt stehen wir auf dem Friedhof. Es sind viele Menschen gekommen, um Abschied zu nehmen. Die Trauer ist groß, war der Verstorbene doch sehr beliebt. Als ich die Türen der kleinen Trauer-Kapelle öffne, bricht es aus vielen heraus, die Verzweiflung, die Trauer. 

Ich muss bei solchen Gelegenheiten so manches Mal daran denken, dass eines Tages auch Menschen um mich trauern werden. Kein schöner Gedanke. Eines aber wird hoffentlich anders sein.

Mir tut es immer leid, wenn Menschen trauern, die keine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod haben, Menschen, die ihr Leben lang den Glauben abgelehnt haben. Tod ist immer furchtbar und traurig, aber das macht mich noch betroffener. 

Nicht ins Nichts fallen

Wenn ich einst die Augen für immer schließe, dann bin ich mir zu 100 % sicher, dass ich in die Arme von Jesus hinein sterbe. Ich falle nicht ins Nichts. Jesus, der Mann, den man an einem Kreuz vor fast 2000 Jahren zu Tode gefoltert hat, wurde von Gott wieder auferweckt. 

Er wurde von mindestens 500 Zeugen gesehen. Sie haben mit ihm gesprochen, ihn angefasst, mit ihm gegessen. Wenn es jemanden gibt, der weiß, was nach dem Tod geschieht, dann er. Er hatte keine „Nahtoderfahrung“, er war wirklich tot. Er ist nicht „geistlich“ auferstanden, er war lebendig. 

Und dieser Jesus sagt, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern, dass, wer mit ihm hier auf Erden lebt, auch nach dem Tod bei ihm sein wird. Die Bibel beschreibt das, was wir so gerne „den Himmel“ nennen, als einen wunderbaren Ort, an dem es weder Leid noch Tod, weder Kummer noch Krankheit gibt (Siehe zum Beispiel Offenbarung 21, 1-5) 

Ein Hoffnungsfest

Deswegen wünsche ich mir, dass meine eigene Beerdigung ein Hoffnungsfest wird. Paulus schreibt: „Das Leben hat den Tod überwunden! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo bleibt nun deine Macht?“ (1. Korinther 15, 55 HfA). Ja, Tod ist immer traurig, immer grausam, reißt immer Familien und Freundschaften auseinander. Aber ich bin zutiefst dankbar, dass ich das Leben gefunden habe und nicht sterben muss ohne Hoffnung.

Deswegen lade ich bei Beerdigungen immer die Menschen ein, Christen wie Nichtchristen, Frieden mit ihrem eigenen Leben zu suchen und eben auch Frieden mit dem eigenen Tod. Möge er noch lange von uns fern bleiben, aber, wenn er kommt, dann freue ich mich auf das, was danach sein wird. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleitenhttps://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de