Ein Hoch auf die Geschlechtergleichheit

Die Gleichstellungsbeauftragte für geschlechtergerechte Sprache, Frau Tina Schlaufuchs, beklagte sich kürzlich, dass mancher Mann in unserem Land bei öffentlichen Auftritten immer noch von Bürgern, Schülern, Studenten usw. spricht. Sie vermisse darin die Bürgerinnen, die Studentinnen, die Schülerinnen. Na ja, dem gebildeten Bürger und der gebildeten Bürgerin unterlaufen diese Ausrutscher nicht mehr. Ein interessantes Ereignis hat mir allerdings die Sprache verschlagen. Es war an einem Dienstag, als der hohe Polizeibeamte Klaus G. in einem Hörsal der TU in Berlin einen Vortrag über die Kriminalstatistik der Hauptstadt halten sollte. Viele jungen Leute waren eingeladen und auch gekommen. Der Saal war brechend voll.

 

Empörung

Herr G. begrüßte die Anwesenden und machte wieder den unverzeihlichen Fehler nur die Zuhörer, die Schüler und die Studenten anzusprechen. Prompt stand eine forsche 20 jährige Brünette auf, protestierte laut und bat um Richtigstellung. Sie sei eine Zuhörerin und eine Studentin. Herrn G. war das äußerst peinlich. Er bedauere, dass er noch von der „alten Schule“ käme, wo die Unterscheidung noch keine Rolle spielte. Die Situation beruhigte sich.

Krimminelle Entwicklung

Doch dann hielt Polizeibeamter G. einen sehr lebendigen, sachkundigen Vortrag von etwa einer halben Stunde über die kriminelle Entwicklung der Großstadt. Er beklagte,  dass die Einbrecher in den Einfamilienhäusern immer raffinierter vorgehen. Die Ladendiebe, vor allem in Kaufhäusern, nehmen überhand. Und immer noch sei die Quote der Schwarzfahrer bei der BVG sehr hoch. Oft gebrauchen diese Lügner auch noch abenteuerliche Ausreden. Und vor Gericht entpuppen sie sich dann auch noch als Aussageverweigerer, diese Schlawiner. Von den Steuerhinterziehern ganz abgesehen, die den Staat um Millionen betrügen. Auch die Verkehrspolizei habe es mit immer mehr gedankenlosen Rasern zu tun.
Herr G. gab dann noch hilfreiche Ratschläge zum besseren Schutz des Eigentums vor Dieben und Einbrechern.

Ein gelungener Vortrag. Alle spendeten Applaus. Drei eifrige junge Damen hantieren mit ihren Kameras und wollten diesen informativen Beitrag am nächsten Tag in Netz stellen.

Geschlechtergleichheit

Doch plötzlich Totenstille im Raum. Der Redner vorne wurde kreidebleich. Er entschuldigte sich dafür, dass er in den meisten Passagen seines Vortrags wieder nicht die Geschlechtergleichheit berücksichtigt habe. Und warum ihn denn niemand korrigiert habe.

Er bat darum, seine Ausführungen nochmals, diesmal geschlechtergerecht vortragen zu dürfen. Er wolle ja nicht als Depp in YouTube dastehen. Es wurde ihm gestattet.

Meisterstück

Der neue Vortrag dauerte 10 Minuten länger  —- aber es wurde ein Meisterstück. Er hat nichts vergessen, er hat alle genannt,

Den Dieb und die Diebin xx
Den Verbrecher und Verbrecherin xx
Den Schwarzfahrer und die Schwarzfahrerin  xx
Den Steuerhinterzieher und die Steuerhinterzieherin xx
Den Lügner und die Lügnerin xx
Den Spielverderber und die Spielverderberin xx
Den Vergewaltiger und die Vergewaltigerin xx
Den Halunken und die Halunkin xx
Den Störer und die Störerin xx
Den Diffamierer und die Diffamiererin xx
Den Raser und die Raserin xx
Den Mittäter und die Mittäterin xx
Den Blödian und die Blödianin xx
Den Schummler und die Schummlerin xx
Den Verleumder und die Verleumderin xx
Den Terroristen und die Terroristin xx
Den Steinewerfer und die Steinewerferin xx
Den Idioten und die Idiotin xx
Den Verweigerer und die Verweigerin xx
Den Gewalttäter und die Gewalttäterin xx
Der Verräter und die Verräterin xx
Den Dickschädel und die Dickschädelin xx
Den Unterlasser und die Unterlasserin xx
Den Betrüger und die Betrügerin xx  usw.

Standing Ovations, nach diesem perfekt korrigierten Beitrag. Tosender Beifall von allen Anwesenden –  Männern. Manch weibliche Zuhörerin wünschte sich  beim wortlosen Verlassen des Saales die Zeit zurück, in der sich Damen mit zweifelhaftem Ruf hinter  Männern verstecken durften. Diese Ungerechtigkeit hat nun endlich ein Ende.

Kaum eine andere Nation kann diesem fortschrittlichen Denken der Deutschen auch nur annähernd das Wasser reichen. Wir sind eben, das sollten wir nie vergessen, das Volk der Dichter und Denker. Leider sind wir auch das Volk der Vergesslichen.

Die drei Damen, die den Vortrag ins Netz stellen wollten, haben das leider vergessen. Was sind das bloß für seltsame Pappenheimerinnen? Aber auch das wird unser Volk überleben. Auch dass Gott der Herr eine Göttin bei der Erschaffung der Welt benötigte  –  ich glaube, er packte das allein. Im Himmel gelten sowieso andere Maßstäbe. Hauptsache das schwache Geschlecht auf dieser armen Erde kommt endlich zu seinem Recht.

Wezi für gottinberlin