Ein Jungengesicht mit zugeklebten Mund

Kritikpunkte ansprechen

Es gibt Tage, da fällt es mir schwer, Worte zu finden, zumindest die richtigen Worte. Gestern war wieder so ein Tag. Ich war das erste Mal Teil der Prüfungskommission und musste (oder durfte?) einer Frau, die ich das letzte halbe Jahr als Mentor begleitete, die Prüfungsstunde in der Schule mit benoten, womit sie eine Lehrbefähigung erhalten hat. Klingt einfach, war es dann aber nicht. Ich hatte mir vorgenommen, schnell das Hirn einzuschalten und langsam den Mund aufzumachen.

Da sitzt dir jemand gegenüber, der ganz viele Sachen gut gemacht hat, dem du aber auch offen sagen musst, was verbesserungswürdig war – und das ganze dann noch in Worten, die wertschätzend, aber ehrlich sind.

Ich habe jedes meiner Worte im Kopf doppelt abgewogen, denn was ich absolut nicht wollte, war, demotivierend oder gar verletzend zu sein. Aber ich wollte (oder musste) natürlich auch Kritikpunkte ansprechen.

Ich versuchte mich erst aus der Situation ein Stück zu retten, indem ich den Rest der Prüfungskommission sprechen und Fragen stellen ließ, aber dann wurde ich doch direkt aufgefordert: „Herr Ferrarÿ, was sagen Sie denn? Was geben Sie unserer Kandidatin nach der heutigen Stunde mit?“

 

Hirn langsam – Mundwerk schnell

Alles Schweigen und Weggucken half nicht. Also versuchte ich, wohl durchdachte Worte zu wählen.
 
Heute denke ich mir: Wie gut wäre es, wenn ich das öfters tun würde? Nicht nur morgens, wenn ich meine Gedanken aufschreibe, sondern gerade in stressigen Situationen, in denen mein Hirn langsam und mein Mundwerk schnell ist.
 
Sprüche 15, 1 (HfA) lehrt uns: „Eine freundliche Antwort vertreibt den Zorn, aber ein kränkendes Wort lässt ihn aufflammen.“ Eigentlich ist das nichts Neues – eigentlich, denn oft genug rutschen mir Worte heraus, die ich hinterher mehr oder weniger bereue. 
 
Wie viel Streit könnte man verhindern, wenn man auch im Alltag im Hirn schneller und ein wenig langsamer und durchdachter reden würde? Unsere Worte können ermutigen oder entmutigen, aufbauen oder niederwalzen, lieben oder verletzen. Sie können beruhigen oder aufbrausen lassen. 
 
Jakobus schreibt: „Mit unserer Zunge loben wir Gott, unseren Herrn und Vater, und mit derselben Zunge verfluchen wir unsere Mitmenschen, die doch nach Gottes Ebenbild geschaffen sind. 10 Segen und Fluch kommen aus ein und demselben Mund. Aber genau das, meine lieben Brüder und Schwestern, darf nicht sein!“ (Jakobus 3, 9-10 HfA).
 
Bevor du etwas sagst, denke kurz darüber nach, wie du deine eigenen Worte empfinden würdest, wenn man dich so ansprechen würde. Sind sie negativ oder wertschätzend, voller Selbstmitleid oder realistisch, angriffslustig oder versöhnlich? Sprichst du Kritik aus, die du selbst schwer ertragen könntest?
 
Lass Gott dir helfen, deine Zunge im Zaum zu halten. Bitte ihn darum, dass er dir hilft, langsam, freundlich und sanft zu reden oder sogar zu schweigen, um dich und andere zu beruhigen und um zu verhindern, dass dein Zorn dich kontrolliert.
 
Sei gesegnet!
 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de