Wanderer steht auf einem Felsvorsprung

Ritual

Als ich in meiner Jugend bei den Pfadfindern war, gab es regelmäßig ein bestimmtes „Ritual“. Bevor wir „auf Fahrt“ gegangen sind, saß ich mit meiner Packliste im Zimmer und bestückte meinen Rucksack exakt mit den Dingen, die dort aufgelistet waren. Bis heute lachen meine Frau und ich über die Dinge, die auf dem „Fahrtenzettel“ standen: Zwei Paar Socken und eine Unterhose zum Wechseln, Outdoor-Seife, …

Anfangs war mir diese Liste egal, ich packte, was ich meinte, dass ich es brauchte und was in den kleinen Rucksack hineinpasste. Aber sehr schnell wurde mir klar, dass es sinnvoller ist, Outdoor-Seife zum Waschen einzupacken als zu viele Sachen zum Wechseln.

Denn jedes Gramm, dass du zu viel auf dem Rücken trägst, wird im Laufe des Tages zu einer großen Last. Also lieber jeden Tag waschen (was wir dann natürlich auch oft nicht taten) als zu viel einzupacken. 

Und nicht nur mir ging es so. Regelmäßig kam es vor, dass Kinder, nachdem wir eine Weile gewandert waren, bei einer Pause ihre Rucksäcke öffneten und überflüssigen Ballast in die Mülltonne warfen, damit die Last kleiner wurde.

 

Eine Menge Lasten

In unserem Alltag laufen wir auch mit einer Menge Gepäck herum: Verletzungen, die man uns angetan hat, Schuld, die wir auf uns geladen haben; Enttäuschungen, weil unsere Sehnsüchte nicht gestillt wurden; Misstrauen, weil man nicht ehrlich zu uns war; Angst, weil die Welt um uns herum dunkel ist, Wut, weil das Leben oft nicht fair ist. 

Leider sitzen wir am Anfang des Tages nicht in unserem Zimmer und überlegen uns genau, was wir am Tag mitschleppen wollen. Wir merken oft nur, dass das Leben beschwerlich ist – und irgendwie wird es immer schwerer, je älter wir werden. Immer größer werden die Lasten, die wir  tragen.

Zeit, das zu ändern! Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Philippi: „Eins steht fest: Ich will vergessen, was hinter mir liegt, und schaue nur noch auf das Ziel vor mir“ (Philipper 3, 13 HfA). Paulus will nicht mehr zurückschauen, sondern nach vorne. Paulus will keinen alten Ballast mehr mit sich herumtragen, sondern alles vergessen, was hinter ihm liegt. 

 

Loslassen – Lege deine alten Lasten ab

Und vergessen meint hier: Loslassen und loswerden und nicht, noch ein bisschen tiefer in den Rucksack stopfen und dann doch die Lasten wieder auf dem Rücken zu spüren. Jesus zeigt uns, wie wir das tun können: 

In Markus 11, 25 (NLB) sagt er: „Doch wenn ihr betet, dann vergebt zuerst allen, gegen die ihr einen Groll hegt.“ Sehr gut finde ich hier die Übersetzung der englischen Amplyfied Version. Dort heißt es: „Forgive them and let it drop!“ („Vergib ihnen und lasse es fallen„). 

Lauf nicht weiter mit deinen alten Lasten durchs Leben, sondern leg sie ab, lass sie fallen, dann spürst du sie nicht mehr als Gewicht in deinem Alltag. Ein guter Weg, das zu tun ist ein „Tausch am Kreuz“. Schreibe Dinge auf, die eine Last in deinem Leben sind, Dinge, wo du vergeben musst, aber auch Dinge, wo du Vergebung brauchst. 

Und dann bringe sie symbolisch ans Kreuz und tausche sie gegen Freiheit. Bitte um den Geist Gottes, denn er nimmt die Lasten von deinem Rücken und schenkt dir Freiheit. (Paulus schreibt: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ 2. Korinther 3, 17 HfA).

Dann wirst du erleben, dass das „Päckchen“, das du zu tragen hast, leichter wird – genauso, wie die Kids, die bei der Rast Dinge aus ihrem Rucksack in den Müll geworden haben. 

Wenn du magst, dann verbrenne deine Zettel am Ende oder jage sie durch einen Schredder – als Symbol, dass das, was auf ihnen stand, wirklich vergeben, vernichtet und vergessen ist. 

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de