Ein Mann schießt mit Pfeil und Bogen auf eine Zielscheibe

Bilder aufhängen

Gestern kam ich endlich dazu, ein paar Bilder in meinem Büro aufzuhängen. Ich bin nicht unbedingt ein Innen-Design-Profi, weswegen ich lange überlegt habe, welche Bilder wo hinkommen. 

In eine Ecke habe ich für ein großes Bild der „Route 66“ gehängt neben ein Straßenschild einer Interstate. Hinter meinem Schreibtisch hängen Bilder meiner Kinder, und über das Sofa wollte ich ein großes Bild hängen, das in einem Lost-Place entstanden ist, ein rotes Sofa inmitten einer Ruine. 

Ich gab mir redlich Mühe und die meisten Bilder hängen auch richtig gut. Gestern Abend dann kam meine Frau in mein Büro und zeigte sofort auf das Bild mit dem Sofa. „Das gefällt mir gar nicht“, sagte sie, „das hängt schief, und es hängt nicht in der Mitte!“

Dabei hatte ich doch so gut geschaut. Aber sie hatte (wie so oft) recht. Knapp daneben ist auch vorbei – Augenmaß ist eben doch nicht alles. 

Jetzt hängt es gerade – und, obwohl es nur ein paar Zentimeter nach links und an einer Seite nach oben waren, ist der Blick jetzt ein ganz anderer, als vorher. 

Nicht treffen

Genau so oder so ähnlich wird in der Bibel übrigens der Begriff benutzt, den wir mit dem alten Wort „Sünde“ bezeichnen. Das griechische Wort „ἁμαρτία“ bedeutet eigentlich so viel wie „nicht treffen, verfehlen, das Ziel verfehlen“. 

Beim Aufhängen von Bildern sind es manchmal nur wenige Zentimeter, die man sich vermessen (oder verguckt) hat, schon sieht das Ergebnis unmöglich aus. Beim Bogenschießen kann es noch weniger sein, und der Pfeil trifft nicht ins Ziel.

Wenn die Bibel von Sünde spricht, dann sind damit natürlich große Verfehlungen gemeint, wie Lüge, Hass, Gewalt und mehr. Aber eben auch die kleinen Dinge, wenn ich meine, mein Leben mit Augenmaß leben zu können. 

Dann ist die Gefahr groß, dass ich auch nur einen kleinen Hauch daneben liege. Und schon geht mein Leben am Ziel vorbei. Wenn der Pfeil erst einmal losgeschossen oder die Nägel in der Wand sind, dann ist es zu spät, dann sieht man die Konsequenzen. Jesus drückt das einmal ziemlich dramatisch aus, als er sagt: „Ich versichere euch: Jeder, der sündigt, ist ein Sklave der Sünde“ (Johannes 8, 34 NLB). 

Auf die richtige Bahn

Quasi der Gegenbegriff zu „ἁμαρτία“ ist das Wort „Gnade“. Gnade bedeutet, dass – um bei dem Bild zu bleiben – Gott eingreift und den Pfeil im Flug auf die richtige Bahn lenkt. Nicht, weil wir so toll sind, nicht, weil wir etwas geleistet haben, sondern, weil er uns liebt. 

Gnade heißt, dass Gott, wenn ich ihn lasse, dafür sorgt, dass mein Pfeil ins Ziel trifft, mein Bild gerade hängt, mein Leben gelingt. Werkzeuge zum Bilder aufhängen sind Zollstock (ich weiß der heißt eigentlich Gliedermaßstab) und eine Wasserwaage. 

Werkzeuge fürs Leben sind die Bibel und das Gebet. Bei beiden denke ich manchmal, ich bräuchte sie nicht, habe ich doch „ein gutes Auge“ – aber leider täuscht das manchmal, wie gestern wieder einmal bewiesen – und unzählige Male im Leben auch. 

Das gilt übrigens nicht nur, wenn ich mich bemüht habe, aber mein Augenmaß eben nicht so stimmte. Gottes Gnade greift, wenn ich Gott lasse, auch zu, wenn ich bewusst in eine andere Richtung geschossen habe. Paulus schreibt: „Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden“ (Römer 5, 20 LUT).

Nutze lieber die richtigen Werkzeuge, als dein „gesundes Augenmaß“, dann wird es gelingen.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de