Zerfallene Ruine mit zerbrochenen Fenstern

Glaubensgrundkurs

Ich habe schon eine ganze Reihe „Glaubens-Grundkurse“ in Gemeinden durchgeführt. Damit sie Spaß machen, lockere ich die Einheiten immer mit Interaktionen auf. Mal gibt es einen Film-Ausschnitt von Forrest Gump bis hin zu Star Wars, mal gibt es einen kleinen Wettkampf und bei einer Einheit ein kleines Spiel. Das Ergebnis davon bringt die Teilnehmer dann meist sehr zum Nachdenken.

Es geht um Vertrauen

Zu Beginn suche ich mir einen Mitspieler, von dem ich ausgehe, dass er mir vertraut. Diesen bitte ich, sich vor mich hinzustellen und sich langsam fallen zu lassen. Ich verspreche, dass ich ihn auffangen werde und er nicht zu Boden kracht. Meist klappt das dann auch. 
 
Hinterher frage ich, warum mein Mitspieler mir vertraut hat. Die Antworten sind dann meist sehr ähnlich: „Ich kenne dich schon eine Weile. Du hast mich nie enttäuscht oder fallengelassen. Ich vertraue dir!“
 
Dann bitte ich, dass sich die Teilnehmer in Paaren zusammenfinden und das Spiel gegenseitig spielen. Hier funktioniert es dann oft nicht mehr. 
 
Die Frage, die ich dann besonders für die stelle, die Christen sind: Warum vertrauen wir Jesus eigentlich so wenig? Haben wir schon einmal erlebt, dass er uns fallengelassen hat? Oder, dass er eine Zusage nicht eingehalten hätte?
 
 

Gott vertrauen

Mir geht es oft, wie Petrus. Im Alltag würde ich deutlich bekennen, dass ich Gott vertraue. Aber sobald die Stürme des Lebens über mich hinwegfegen, fühle ich mich unsicher. Mein Vertrauen verlässt mich, und ich fange reflexmäßig an, Dinge selbst zu regeln, selbst Lösungen zu finden, selbst einen Weg aus der Sackgasse zu suchen. 
 
Als Petrus auf dem Wasser ging und ihm bewusst wurde, dass die Wellen riesig um ihn herum waren (außerdem kann man ja nun mal nicht auf dem Wasser laufen), begann er zu sinken. Sein Vertrauen war weg, Folge davon war, dass das Wasser nicht mehr trug. Jesus aber lässt ihn nicht im Stich, sondern hält ihn. Aber er stellt Petrus eine Frage, die wir uns auch beantworten sollten: »Du hast nicht viel Glauben«, sagte Jesus. »Warum hast du gezweifelt?« (Matthäus 14, 31 NLB).
 
Petrus hatte schon so vieles mit Jesus erlebt. Er hatte gesehen, wie er Blinde sehend machte, Lahme gehend, Aussätzige wurden gesund, Gebundene frei, Angstvolle verloren ihre Angst. Wunder über Wunder hatte sein Herr getan. Wenn er sprach, dann hörte Petrus Gott sprechen – und trotzdem vertraute er Jesus nicht, als es darauf ankam. 
 
 

Glaube ohne Vertrauen

Da kann man uns keinen Vorwurf machen, dass es uns oft genauso geht. Aber: Glaube ohne Vertrauen ist wie eine halb verfallene Burg, eine Schloss-Ruine, ein Lost-Place. Man kann die Schönheit noch erkennen, aber überall sind Farbe und Putz von den Wänden geblättert. Die Scheiben sind eingeschlagen, es riecht modrig, und man hat bei jedem Schritt Angst, dass man durch den Boden durchbricht.
 
Wenn Jesus dich auch fragen würde: „Warum zweifelst du?“, dann stelle dir selbst folgende Frage: Wo kommt dein Misstrauen her und was müsste Gott in deinem Leben tun, dass du ihm vertrauen kannst? Wenn du mit Gott über deine Ziele sprichst, wird er dich dennoch nicht fallen lassen, sondern auch dir zeigen, dass Wasser dich hält. Und dann wird er aus der Ruine nach und nach eine schöne Burg werden lassen.
 
Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleitenhttps://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de