Mann betend auf Knien im Wald

Glaube und Gefühl

Als ich damals frisch Christ wurde, lehrte die Gemeinde, man solle unbedingt Glaube und Gefühl voneinander trennen. Glaube, das sei etwas, das im Kopf entsteht. Glaube bedeute, dass ich „begriffen“ habe, dass auch ich Schuld in meinem Leben habe und deswegen Vergebung durch Jesus brauche. Das aber habe mit Gefühlen nichts zu tun.

Vielmehr wäre Glaube eine Entscheidung. Ich lade Jesus in mein Leben ein, lasse mir vergeben und so von Gott ein neues Leben als Königskind schenken, weil er mit meiner Entscheidung mein himmlischer Vater wird. Das Gefühl, so hieß es, würde da nicht unbedingt hinterherkommen. 

Großes Glück

Ich selber hatte das „große Glück“, dass Gott mich aus einem so tiefen Loch herausgeholt, mich wirklich damals errettet hat, dass das bei mir anders war. Als ich Christ wurde, passierte sofort etwas in meinem Herzen.

Gleich, als ich das erste Mal Gott wirklich erlebt habe, entstand in meinem Herzen eine Dankbarkeit, ein Gefühl der Zuneigung, etwas, das mich auf die Knie brachte – obwohl ich das weder kannte, noch mir jemand dies etwa beigebracht hätte. 

Wenn ich dann im Laufe der Jahre hier und dort eine Art Zeugnis geben durfte, wie ich Christ geworden bin und was sich seitdem verändert hatte, wurde ich um den Mist, den ich erleben musste oft „beneidet“: „Dein Glaube steht auf so festem Fundament, du weißt wirklich, was Errettung bedeutet…“, habe ich so oder ähnlich oft gehört.  

Auf so manches verzichten

Ich hätte gerne auf so manches verzichtet, was ich erleben musste. Aber es fiel mir deswegen ein Stück leichter, nachzuvollziehen, was mit den Freunden von Jesus geschah, nachdem sie im Sturm mit ihrem Boot fast untergegangen waren, Jesus ihnen auf dem Wasser entgegengekommen und Petrus fast versunken war. 

Da heißt es nämlich: „Als sie schließlich zurück ins Boot stiegen, legte sich der Wind. Da beteten ihn die Jünger an. »Du bist wirklich der Sohn Gottes!«, riefen sie“ (Matthäus 14, 32 NLB). Im griechischen Urtext steht, sie wären vor Jesus niedergefallen, was aber ein Terminus für die Anbetung ist. 

Die Jünger hatten Jesus Jahre zuvor kennengelernt und ihn als den Retter der Welt, Messias erkannt. Sie hatten für ihn alles verlassen und waren ihm gefolgt. Sie hatten ihn predigen gehört, Wundertaten gesehen, Heilungen, das Aussetzen von Naturgesetzen und vieles mehr. Aber sie hatten ihn nie angebetet.

Anbetern

Dies ist die erste Stelle, in der berichtet wird, die Freunde wären vor Jesus auf die Knie gegangen. Erst in diesem Moment, als ihnen bewusst wurde, was Rettung bedeutet, wurden sie von Freunden, die mit dem Kopf glaubten, zu Anbetern. 

Glaube mit dem Kopf ist gut. Ich darf mich nicht von meinen Gefühlen leiten lassen. Wer aber bewusst erlebt und versteht, was Rettung bedeutet, bei dem ändert sich etwas. Das muss nicht immer durch eine Lebenskrise verursacht werden. Viele, die vom Geist Gottes angerührt wurden, berichten sehr Ähnliches.

Die Freunde von Jesus fielen auf die Knie und beteten Jesus an, ähnlich wie die Magier aus dem Morgenland in der Krippe, kurz nach seiner Geburt. Wenn dir dieses „Gefühl“ fremd ist, das dich von Herzen zum Anbeter macht, dann registriere das einfach. Es darf auf keinen Fall eine Art Belastung werden oder gar, dass du dich als Christ zweiter Klasse fühlst (waren die Freunde von Jesus ja damals auch nicht).

Bete darum, dass Gott auch dein Herz so anrührt, dir Erkenntnis schenkt. Auch den Freunden schenkte sie Gott nach seinem Zeitplan – und das hatte sicherlich seinen guten Grund. So wird er auch dich nicht vergessen.

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de