Zwei Hände auf schwarzem Hintergrund

Jugendstunde

Es geschah am Ende einer Jugendstunde. Wir schlossen den Nachmittag mit einer Zeit des Lobpreises. Wir sangen also zusammen Lieder, die wir als Gebet zu Gott brachten. Eine Jugendliche, Lisi, hatte eine große Sorge auf dem Herzen, denn sie sollte am nächsten Tag wegen einer Sehnenscheidenentzündung ins Krankenhaus und sollte dort den Arm eingegipst bekommen. Aber es kam ganz anders, als es alle erwartet hatten.

 
Zwischen und während der Lieder beteten die Jugendlichen füreinander. Und jetzt bat das Mädchen darum, dass wir dafür beten würden, dass Gott ihr die Last der Sorge aus dem Herzen nahm. Wir stellten uns im Kreis um sie und legten ihr die Hände zum Gebet auf die Schulter. 
 
Als der erste betete, merkte man regelrecht, wie Gott die Lisi anrührte. Von einer Sekunde zur anderen tat Gott, was Ärzte in wochenlangen Versuchen nicht geschafft hatten. So verrückt es klingt, der Arm war gesund, die Sorge vor einem Gips unnötig.
 

Zusage Gottes

Ich habe aber ebenso erlebt, dass Gott eine Zusage gemacht hat, die bis heute nicht eingetroffen ist. Sie betraf einen anderen Jugendlichen aus der Gruppe. Ich bin mir sicher, dass Gott versprochen hat, das Leben dieses jungen Mannes „in Ordnung“ zu bringen. Bis heute warte ich auf die Erfüllung der Zusage und habe mich schon oft gefragt, ob es nicht doch eher mein Kopf oder mein Wunschdenken war, was damals zu mir sprach. 
 
Aber immer wieder erhalte ich den Eindruck. Hab Geduld! Was ich versprochen habe, das halte ich auch!“
 

Beten und Flehen

Petrus hat auch beides erlebt. Er hat erlebt wie er und die anderen Freunde lange auf Rettung warten mussten, als sie mit dem kleinen Boot mitten auf dem See in einen Sturm gerieten. Die halbe Nacht schrien sie sich die Seele aus dem Leib, beteten und flehten – aber erst am Morgen tauchte Jesus auf. Und dann auch noch so, wie sie es nicht erwartet hatten. 
 
Aber Jesus kam zur rechten Zeit, bevor das Boot gekentert war. Petrus glaubte eher an die Erscheinung eines Gespenstes (übrigens ist diese Begebenheit die einzige, in der das Wort „Gespenst“ in der Bibel erwähnt wird). 
 
Aber Jesus lehrt ihn, dass er die Macht hat, selbst Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Er fordert Petrus auf, das Boot zu verlassen und auf dem Wasser zu laufen. Petrus tut, was Jesus sagt und merkt: Wenn Jesus sagt, das Wasser trägt, dann trägt es. 
 
Aber schon einen Moment später packt ihn erneut die Angst. Er verliert den Fokus und beginnt zu sinken. Voller Panik schreit er um sein Leben. Und Jesus reagiert: „Sofort streckte Jesus ihm die Hand entgegen, hielt ihn fest“ (Matthäus 14, 31 HfA).
 
Reaktion
Warum ist das so, dass Gott manches Mal sofort auf ein Gebet reagiert und ein anderes Mal Geduld von uns einfordert? Ehrlich? Ich weiß es nicht! Aber was ich weiß sind zwei Dinge: Das hat nichts mit Zufällen zu tun. Und das zweite ist: Gott macht keine Fehler.
 

Verstehen

Meine Kinder verstehen auch nicht, warum sie manchmal sofort ein Eis bekommen, wenn sie danach fragen und manchmal nicht. Und auch ich würde sagen, dass (zumindest manchmal) ein tieferer Sinn hinter meiner Entscheidung steht, und dass es kein Zufall ist, dass ich manchmal sofort reagiere und manchmal nicht.
 
Auch, wenn ich es schon ab und an unbefriedigend finde, Dinge nicht zu verstehen, werde ich dennoch nicht aufhören, Gott mit Bitten zu bedrängen, genauso wenig, wie meine Kinder aufhören, nach Eis zu betteln, selbst, wenn sie hier und da keines bekommen haben. Und so, wie sie nicht alles verstehen müssen, muss ich auch nicht alles verstehen.
 
Dieses Wissen beruhigt ungemein, besonders, wenn ich wieder einmal tun muss, was ich nicht gut kann: Geduldig sein.
 
Sei gesegnet.

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleitenhttps://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de