Katastrophen

Es gibt Ereignisse in der Welt, Momente im Leben, Schicksalsschläge, da helfen keine Weisheiten, keine aufmunternden Sprüche, keine frommen Worte. Wenn in Beirut eine Explosion Hunderte in den Tod reißt, Tausende verletzt werden und Hunderttausende ihr Heim verlieren, dann ist das einfach nur schrecklich. Christen wie Moslems, Gläubige wie Nichtgläubige Alte, Junge und Kinder hat die Katastrophe getroffen. Hier empfinde ich großes Mitleid.

Es gibt diese Dinge, an denen nichts aber auch gar nichts Gutes zu finden ist. Da ist die junge Mutter, die an Krebs stirbt und drei kleine Kinder und einen Mann hinterlässt – und das, obwohl viele Menschen ernsthaft und intensiv für sie gebetet haben.

Da sind die Eltern, die ihren 15-jährigen Sohn zu Grabe tragen müssen, der sich das Leben genommen hat – und keiner weiß, warum. Da ist die christliche Flüchtlings-Familie, die aus Deutschland in ein muslimisches Land abgeschoben wird, wohl wissend, dass dort nur Folter und Tod auf sie warten.

Da ist die Frau, die auf dem Heimweg vergewaltigt wurde und nun schwanger ist. Die Mutter, die sehen muss, wie ihr Sohn in die Drogenabhängigkeit rutscht; der Vater, der nicht verhindern kann, dass sein Sohn sich die Haare abrasiert und Neo-Nazi wird. Da ist die Mutter, die an diesem Leben verzweifelt und ihrem Leben ein Ende setzt und ihren Mann und die Kinder zurücklässt.

Warum Gott?

Bei manchen dieser Schicksale kann man philosophieren, ob es eine Chance auf Rettung gegeben hätte. Bei vielen anderen kann man einfach nur mitleiden und resignieren. Es gibt Ereignisse in dieser Welt, bei denen nichts, aber auch gar nichts Gutes zu finden ist. Da gibt es nicht die heilsame Geschichte des frommen Christen, der selbst überlebt hat und dann noch in seiner Verantwortung vor Jesus 100 andere rettet. Es gibt Geschichten und Schicksale, da findet sich einfach nichts Gutes.
 
Das sind Momente, da könnte ich schreien und weinen und zetern: „Warum, Gott? Warum?“ Und da gibt es leider viele Geschichten ohne Happy End, viele Hoffnungen, die enttäuscht, viele Biographien, die zerbrochen sind. Das ist tragisch.

Der Mensch hat sich gegen Gott aufgelehnt

Wir leben in einer gefallenen Welt. Wir leben in einer Welt, die nicht mehr so ist, wie Gott sie sich einst gedacht hat. Der Mensch hat sich gegen Gott aufgelehnt und hat dem Bösen so die Tür geöffnet. Durch das, was man Sündenfall nennt, sind Leid, Krankheit und Tod in diese Welt gekommen und gehören zu unserem Leben leider dazu. Diese Welt ist letztendlich (so schön, wie sie dennoch ist) nur ein billiger Abklatsch dessen, was sie einmal war.

Voller Mitleid

Es wird berichtet, dass sogar Jesus über diese Welt weinte. In Lukas 19, 41 heißt es: „Als Jesus die Stadt Jerusalem vor sich liegen sah, weinte er über sie.“ So viel Schlimmes geschieht in der Welt, dass sogar der Sohn Gottes die Fassung verliert und voller Mitleid ist. 

Der Apostel Paulus schreibt an die Gemeinde in Rom: „Freut euch mit den Fröhlichen! Weint aber auch mit den Trauernden!“ (Römer 12, 15). Ich trauere um die Familien in Beirut. Ich weine, wenn ich auf dem Friedhof stehe und eine junge Mutter beerdigen muss, die schon einmal den Krebs besiegt hatte und nun an einer Vergiftung durch die geschädigte Leber gestorben ist. Ich leide mit der Familie, die wegen Corona auseinanderbricht.

Beten heißt auch mitleiden

Ich gehe auf die Knie und weine. Beten heißt auch mitleiden. Beten heißt, dass ich mein Herz vor Gott ausschütte und ihm sage, dass ich Dinge nicht verstehe. Beten heißt, dass ich bete, dass Menschen nicht zerbrechen und somit ein kleines Stück teilhabe an ihrem Leid. Beten heißt, dass ich stellvertretend ringe für die Menschen, die keine Kraft mehr haben und Worte finde für die, die keine Worte mehr finden.

Beten – Reden mit Gott

Beten heißt mitleiden. Und im Moment bedeutet das: I Pray for Lebanon, I pray for Beirut. Ich bete für den Libanon, ich bete für Beirut!

Sei gesegnet!

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de