betender Mann auf Felsvorsprung

Belastung

Als ich noch Student war, arbeitete ich in Kaulsdorf beim örtlichen CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen). Zweimal die Woche musste ich nach der UNI über eine der befahrensten Straßen aus der Mitte Berlins an den östlichen Stadtrand. Das Problem war, dass genau in dieser Zeit ein großes Einkaufszentrum an dieser Straße gebaut wurde. Es herrschte also immer Stau, zumal ich jedes Mal genau zum Berufsverkehr dort lang musste.

Auch die Umfahrungen waren immer völlig verstopft, sodass ich für die 12 Kilometer meist 1 1/2 Stunden Fahrt einplanen musste. Jedes Mal ärgerte ich mich darüber, nach einem anstrengenden Uni-Tag noch so viel Zeit im Stau verbringen zu müssen. Wie schön wäre es gewesen, sich vor dem Jugendkreis noch in Kaulsdorf in ein Café setzen zu können und sich zu entspannen, um neue Kraft zu tanken. Stattdessen steckte ich in einer Blechlawine fest. Besonders im Sommer, wenn es so richtig warm war, war das belastend.

Gott loben

Irgendwann war gerade eine Lobpreis-Cassette (ja, so lange ist das schon her) im Auto-Radio, so dass fröhliche Anbetungs-Musik an mein Ohr drang, als ich das Radio fast reflexartig im Stau anschaltete. Zuerst kam wieder innerer Ärger auf „Gott loben, weil ich im Stau stehe? Gott könnte doch dafür sorgen, dass heute ein Wunder geschieht und ich einfach mal ohne Stau bis Kaulsdorf komme … „, dachte ich noch.

Gott erleben

Irgendwann fing ich leise an, mitzusummen, dann mitzusingen. Auf einmal merkte ich, wie sich die Atmosphäre in meinem kleinen Auto veränderte. Plötzlich war ich mitten im Lobpreis und erlebte Gott mitten im Stau in der Mitte Berlins so stark wie nicht oft. Gott war da – und Gott segnete mich plötzlich.

Das veränderte alles. Ich bin jetzt nicht so gestrickt, dass ich behaupten würde, dass ich gewollt hätte, dass dieser Stau nie zu Ende geht. Das wäre gelogen. Aber an diesem Tag hatte ich eine wirklich großartige und bewegende Gotteserfahrung gemacht. Ich kam erfrischt und gestärkt in Kaulsdorf an.

Bei nächster Gelegenheit versuchte ich es wieder, dann wieder und dann regelmäßig auf jeder Fahrt durch diesen Stau. Ich erlebte Gott wie selten zuvor.

Zeit für und mit Gott

(Fast) jede dieser Stau-Reisen bedeutete von nun an, dass ich Zeit für und Zeit mit Gott verbrachte. Ich sang ihm Lieder (das war gerade im Sommer manchmal etwas skurril, weil die Menschen in den Autos neben manches Mal irritiert reagierten, wenn ich mit offenem Fenster laut trällerte und Gott lobte). Ich betete für andere – vor allem für die Kids in Kaulsdorf und deren Probleme.

Die Kraft des Lobpreises

Ich erlebte, wie Gott zu mir deutlich redete und wie sein Geist mich immer und immer wieder erfüllte, stark machte, von innen nach außen veränderte, mir Einsichten gab, mich innerlich heilte und mir Liebe schenkte. Oder um es kurz zu machen: Ich erlebte die Kraft des Lobpreises und der Anbetung.

Allezeit Loben!?

David schreibt in einem seiner Lieder: „Ich will den Herrn allezeit preisen; nie will ich aufhören, ihn zu rühmen“ (Psalm 34, 2). Allezeit – es gibt auch  Zeiten, wo mir eigentlich nicht nach Loben zumute ist. Aber auch in diesen Zeiten – vielleicht sogar besonders in diesen Zeiten – ist es wichtig, Gott in den Fokus zu stellen.

Loben und preisen

Ein Stau macht selten Spaß. Und ich würde Gott sicherlich trotz meiner guten Erfahrungen nicht „loben und preisen“ für den Stau. Aber ich kann diese Zeit nutzen, um ihn zu „loben und preisen“, was er in meinem Leben alles tut, alles schon getan hat und noch tun wird. Gott ist großartig – und, es lohnt sich, ihn  immer anzubeten – denn letztendlich begegnet er mir in solchen Zeiten – und möchte mich segnen.
Ich zumindest möchte diese Zeit und diese Erfahrungen nicht missen. Und, wenn ich ab und zu am schon seit Jahren fertiggestellten Ring-Center vorbeifahre, dann ist mein Herz ein kleines Stück mit Wehmut erfüllt, weil ich heute im Alltag mir oft zu wenig Zeit für Gott nehme und ihn deswegen auch weniger erlebe.

Dabei gibt es doch 10.000 Gründe ihn zu loben.

Sei gesegnet!

 

Weitere Gedanken und einen Song zum Tag gibt es hier: – zum selbst Lesen oder Weiterleiten – https://juergens-gedanken.blogspot.com

Jürgen Ferrary für GottinBerlin.de